Weihnachten in Brasilien

Daniela Wolf

von Daniela Wolf

Story

Schon gewusst, dass es vor allem die Deutschen waren, die viele Bräuche rund um Weihnachten mit nach Brasilien gebracht haben, wie beispielsweise den Adventschmuck, den Weihnachtsmann und die Bescherung an Heiligabend?

Das Christkind – so wie wir es in Österreich kennen, gibt es in der Form nicht. Zwar steht in fast allen Haushalten ein geschmückter Baum, unter dem auch die Geschenke gelegt werden, aber offiziell kommt am 24.12. um Mitternacht der “Papai Noel”, der sogenannte Weihnachtsmann. Erzählt wird, dass dieser entweder eine Leiter hochklettert oder durch den Schornstein kommt. Da die Geschenke bereits unter dem Baum liegen, kommt er entweder mit leeren Händen oder mit einem ausgestopften Sack.

Außerdem gibt es seit 1976 eine Weihnachtsmannschule in São Paulo, denn das ist hier zur Advents- und Weihnachtszeit ein begehrter Job in Einkaufszentren, auf Märkten und auf Familienfesten. Als ich darüber vor ein paar Monaten einen ORF-Beitrag gesehen habe, musste ich schmunzeln.

Mittlerweile habe ich mit eigenen Augen gesehen, dass dieser Job gelernt sein will. Zum einen, weil die Weihnachtsmänner beispielsweise wissen sollen, dass sie sich von Kindern küssen lassen sollen, aber nicht zurück küssen dürfen. Zum anderen, um Leute, wie mich, davon zu überzeugen, ein Foto mit ihnen zu machen – wobei das in meinem Fall alles andere als schwer ist.

Wer durch die Shoppingmalls von São Paulo zur Advents- und Weihnachtszeit flaniert, erlebt eine bunte weihnachtlich opulent glitzernde und funkelnde Dekoration. Was bei mir eher den Gedanken an Disco und Partykeller hervorruft, ist hier zu Weihnachten gang und gäbe. Dabei stehen blaue LED-Lichter ganz oben auf der Liste. Die Weihnachtsbäume sind keine Tannen, sondern Plastikbäume, Palmen, Bananenstauten oder Mangobäume – alle übervoll behangen und kitschig.

Apropos Shoppingmalls: Gehen die BrasilianerInnen einkaufen, tun sie das für gewöhnlich in eine der zahlreichen gut klimatisierten Einkaufszentren. Das ist zum einen der Kriminalität geschuldet, zum anderen der Hitze, die jegliches Outdoor-Einkaufen erschwert. Damit besonders zu Weihnachten jeder die Chance hat, großzügig einzukaufen, bleiben die Geschäfte an den Tagen vor dem großen Fest 24 Stunden geöffnet.

Zwischen 21. Dezember und 6. Jänner bleiben dann viele Unternehmen (um die 70-90 % wurde mir gesagt) zu. MitarbeiterInnen müssen für diesen Zeitraum in der Regel „zwangsweise“ Urlaub nehmen, der gleichzeitig von ihrem Gesamturlaubsanspruch abgezogen wird. Von den 30 gesetzlichen Urlaubstagen können somit oft nur 15 Tage frei und individuell in Anspruch genommen werden.

Bei manchen löst das Begeisterung aus, bei anderen weniger. Der Mindestlohn in Brasilien beträgt übrigens 998 brasilianische Real (BRL), was circa 220 Euro entspricht.

© Daniela Wolf 2020-05-06

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