Weihnachtsengel gibt´s die?

EvGre

von EvGre

Story

Weihnachtsmorgen 6.00h früh, das Baby weint, es hat Hunger. Da ich gestern erst von der Entbindungsklinik entlassen wurde, bin ich noch etwas wackelig auf den Beinen. Es nützt nichts, nach einer unruhigen Nacht ist jetzt Tagwache. Unser erstes Kind ist klein und auch nicht sehr schwer, es muss trinken und das alle drei Stunden. So lautet die Empfehlung. Also auf, erst einmal das Baby an die Brust gelegt. Klingt alles ganz harmlos, ist aber anfangs ein mühseliges Unterfangen. Das Baby schreit, es hat noch Hunger. Ein Fläschchen mit Nachschlag zubereitet. Auch nicht ganz einfach, das zu machen.

Aber irgendwann wie alles im Leben ist auch das erledigt und das Baby kann endlich satt und zufrieden in meinen Armen liegen. Keinen Mux macht es mehr. Es schaut interessiert, obwohl es noch gar nicht viel sieht. Es lächelt, nicht bewusst, einfach wie ein Engel. Rülpsen muss es das Engelchen, ja und die Windeln sind voll.

Es ist vollbracht, es schläft, etwas Zeit zum Ausruhen nun auch für mich. Für die Morgentoilette oder für ein Frühstück. Alles wird nicht gehen, das ist mir nach einem Blick auf die Uhr klar. Heute ist Weihnachtstag, etwas Stimmung möchten auch wir erleben. Ein Baum soll besorgt werden, aufgestellt und geschmückt.

Doch horch, ein leises Krähen ist aus der Wiege zu hören, ich habe gerade ein paar Bissen Brot und einen Schluck Kaffee zu mir genommen. Keine Spur von Morgentoilette samt Dusche. Das Weinen wird immer lauter, immer drängender, Hunger, es muss sein, same time, same procedure. Das Engelchen liegt wieder schlafend in seinem Körbchen.

Es bleibt vielleicht etwas Zeit für Erledigungen. Das Telefon läutet, meine Mutter, danach noch Verwandtschaft. Jeder will gratulieren, alles wissen über das neue Familienmitglied. Wann können wir kommen, um das Baby zu sehen? Das kann ich beim besten Willen derzeit nicht sagen, ich melde mich bei euch!

Mein lieber Mann mit seinem ausgeprägten Faible für Weihnachts-Stauden, je windschiefer ein Bäumchen um so beliebter bei ihm. Doch man höre und staune, das erstandene Bäumchen war halbwegs ansehnlich. Den Baum dann noch in das dazugehörende Standkreuz zu bringen, ist auch eine Kunst. Nach angemessener Zeit wird aber seitens meines Mannes der Erfolg gemeldet. Der Baum wird flugs geschmückt, ich noch immer im Nachtgewand und nur mit halbem Frühstück.

Aber was macht das schon, schließlich ist Weihnachten und früher Nachmittag! Ja ihr erratet es, same time, same procedure.

Es wäre nun an der Zeit den Fisch für das Weihnachtsessen vorzubereiten, doch ein paar Würstel für mich und meinen Mann heiß gemacht, geht einfach schneller. Schließlich können wir in Ruhe essen und das ist ja auch ein Geschenk, wenn Engel im Haus sind. Und da ist es wieder, zuerst das leise krähen.

Nun kennen wir die Prozedur schon, danach werden noch schnell Fotos gemacht vor dem Christbaum samt Engelchen in unseren Armen. Es schlummert wieder sanft.

Was machen wir so hundemüde wie wir sind, wir gehen zu Bett, es ist 18h.

© EvGre 2020-11-22

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