von PoeSy
Besinnlichkeit? Ausschließlich! Verschwunden ist jede Ausgelassenheit. Ich fühle Wehmut, Tränen, dunkle Gedanken. Da sind Fragen, auf die es keine Antwort gibt. Da sind Antworten auf Fragen, die ich nie gestellt habe. Das Jahr geht zu Ende, die Kraft wird weniger. Die vergangen Monate haben jedem von uns viel Kraft gekostet, haben Umdenken von uns verlangt. Wir müssen flexibel, geduldig und kreativ sein. Oft fehlt mir Mut. Das Lachen bleibt mir immer häufiger im Hals stecken. Aber noch ist mir der Humor nicht gänzlich abhandengekommen. Gott sei Dank!
So viele Menschen haben sich aus meinem Leben verabschiedet, oder sich heimlich davon geschlichen. Nicht, dass ich mir wünschte, stets im Mittelpunkt zu stehen. Ab und zu eine Hand, die meine hält. Arme, die mich auffangen, wenn ich schwach bin, und zu straucheln beginne, das wäre schon sehr viel. Tränen lachen, bis der Bauch wehtut, das wäre sehr schön! Viel öfter, immer wieder! Wünsche? Kaum. Doch ja: Gesundheit bitte! Mögen mich die Herausforderungen des Lebens nicht brechen, sondern stark machen.
Ich denke an so viele Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben. So viele Menschen, die eine Herberge suchen, und auch 2020 immer noch keine finden. Sie finden noch nicht einmal einen trockenen Stall. Europa duldet solche menschenverachtenden Umstände! Sind wir wirklich so hart und unmenschlich geworden? Hat uns Corona noch nicht genug in unsere Schranken gewiesen? Haben wir noch nicht begriffen, worauf es im Leben ankommt? Hoffnung flackert wie der Schein der Kerzen. Dankbarkeit? Oh doch! Es könnte schlimmer sein. Bisher bin ich nach jedem Hinfallen auch wieder aus eigener Kraft aufgestanden.
Freude darüber, dass es immer wieder Glücksmomente gibt. Vertrauen darauf, dass da etwas existiert, das sich von uns nicht steuern, nicht manipulieren lässt, und das trotzdem alles gut werden lässt! Wenn wir jetzt zusammenhalten, uns für Menschlichkeit entscheiden, für Mitgefühl. Wenn wir unsere Hand ausstrecken und niemanden draußen stehen lassen, sondern zu uns einladen, dann könnten wir vielleicht noch eine Chance erhalten. Diese Chance haben wir bitter nötig! Gier, Egoismus und Rücksichtslosigkeit nehmen immer mehr Platz in unserer Gesellschaft ein. Das ist sehr traurig, aber wir haben ja auch überhaupt keine Zeit mehr, um darüber nachzudenken. Nicht nur, aber eben gerade auch zu Weihnachten gönnen wir uns so viel Gutes, Schönes, Teures – weil wir es uns ja verdient haben! Haben wir das wirklich? Oder geht unser “Gutes” vielleicht auf Kosten von Schwächeren und Ausgegrenzten?
In diesem Sinne: liebe Leser*innen & Autoren, die ihr mir mit euren Geschichten und euren geschätzten Kommentaren viel Freude, Mut, ein Schmunzeln, sehr oft sogar ein Lachen schenkt – ich wünsche euch aus ganzem Herzen FROHE WEIHNACHTEN im wahrsten Sinne!
© PoeSy 2020-12-23