“Weil mein Herz aus Freilandhaltung stammt!”

Peter Schwanter

von Peter Schwanter

Story

Diese Zeile von der Band „Wortfront“ hat viel des „Nachsinnens“ in mir hervorgerufen. Ich habe mein Leben immer genießen dürfen, vieles wurde mir ermöglicht und mein Heranwachsen war größtenteils harmonisch und nicht mit allzu großen Problemen behaftet. Ich habe das alles ganz einfach dankbar hingenommen, nicht nachgefragt, sondern genossen. Warum sich Kopf und Herz zerbrechen ob seines „Glücklich Seins“?

In meinen Grundzügen bin ich auch heute noch so. Ich bin dankbar für meine Lebensumstände und ich bin demütig gegenüber dem „Ewigen“ oder wie auch immer man „das Höhere“ nennen mag, an das ich zweifelsohne glaube. Trotz alledem bringt die Lebenserfahrung und das dazugehörige Alter so mit sich, dass ich mir öfters, und das durchaus mit Genuss, Gedanken darüber mache, wie ich zu dieser Grundeinstellung gekommen bin, oder besser gesagt, kommen konnte.

Mag sein, dass ich einfach nur Glück hatte, dass ich vielleicht in vielen Zeiten einfach immer an den richtigen Orten war und dass mir Dinge, ohne mein Zutun, wie man landläufig sagt, in den Schoß gefallen sind. Mag sein! Aber ich konnte sie wahrnehmen, ich habe mich darauf eingelassen und habe einiges auch nur deshalb riskiert, weil ich ein grenzenloses „Gottvertrauen“ in mir trug.

Dieses Urvertrauen verdanke ich zu einem ganz entscheidenden Teil meiner großartigen Familie, die mir Bedingungen geschaffen hat, mich entwickeln zu dürfen. Ein Umfeld, in dem auch Scheitern und Hinfallen möglich und erlaubt war. Auf meinem weiteren Lebensweg bin ich Menschen begegnet, die sich mir öffneten, von denen ich lernen und erfahren durfte, die mich an ihren Geschichten teilhaben ließen. Das alles waren unsagbare Schätze, die ich dankbar angenommen habe, die in mir gewachsen sind und die ich heute wieder an jene weitergeben kann, die sich mit offenen Ohren und Herzen auf mich einlassen.

Das alles war und ist deshalb möglich, weil, wie schon der Titel der Geschichte besagt, „mein Herz aus Freilandhaltung stammt“ und so die Möglichkeit hatte, weit zu schweifen, Wunden davon tragen zu dürfen um dann in der Sonne des Gemeinsamen, des Offenen und des Menschlichen zu genesen.

„Ich weiß, es bleibt von jeder Sicherheit am Ende nur Ballast“, singt Sandra Kreisler, die Frontfrau von „Wortfront“. Vielleicht ist das die Grunderkenntnis, die Basis für das mutige „sich Einlassen“ auf andere Menschen. Nicht immer nur die Sicherheit im Auge behalten, die eigene Angst vor dem Anderen zu nähren, sich mit der Sorge zu quälen, dass ich, wenn ich mich öffne, verwundbar bin. Dann wird die eigene Sicherheit zum Ballast und vielleicht auch zum Kerker für die eigene Seele.

Ich weiß, in meinem Herzen ist noch viel unbewohntes Terrain und in meinem Kopf ist noch viel „Freiland“, das es zu erkunden gibt. Und ich weiß, dass ich bis zu meinem letzten Atemzug auf dem Weg sein werde, diese Landschaften zu entdecken.

Unbedingt hinein hören: Wortfront „Freilandherz“

© Peter Schwanter 2021-06-08

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