von Zoé-Filiz Glaw
Das Pochen kommt leise, rutsche vom Hocker, wanke zur Toilette, starre in den Spiegel. Grelles Licht macht mich schal, dunkel gerahmte Augen, mutiger Herzschlag, farbloses Selbst. Könnte mich fragen, was ich hier will, aber du beantwortest die Frage stumm. Stemme meine Finger gegen das kalte Porzellan. Stehst hiner mir, dein Atem feucht in meinem Nacken. Stechender Blick, regungsloser Mund, so schmale Lippen, dass du dich fast an ihnen verschluckst. Presst deine Anwesenheit in meine Realität, runzelst die Augenbrauen. Ein verkümmertes Flüstern an meinem Ohr. “Wir waren uns weniger als ein Traum.”
Wie recht du hast, ich fühle den schalen Geschmack auf meiner Zunge, sauer stoße ich auf und verfluche, schwach gewesen zu sein.
Dein Herzschlag ein auf meinen Rücken gerichteter Revolver -Ja, bitte, tu es, hier und jetzt. Du drehst mich, die Innenseiten meiner Handflächen kalt, deine Hand mit festem Griff unter meinem Kinn, Blick stechend ausdruckslos. Aus-drucks-los. Ungesagte Wörter auseinanderfalten.
Finger drücken gegen meine Wangenknochen, sehe die Berge und Täler deiner Haut. Warmer Zigarettenatem. Bohrst Verachtung in meine Augen und Erleichterung.
“Du kannst mir nichts tun.” Doch du setzt die unsichtbare Klinge an und trennst mich wieder auf, bis der Fötus zum Vorschein kommt. Du legst ihn in deine Hand, Sehnsucht im Blick, lockerst den Griff um meinen Kiefer und streifst ihn zart mit dem Finger.
“Deine Gäste”, sage ich, nähe mich wieder zu ohne BLut zu vergießen, denn dafür ist es zu spät, folge dir an den Tresen zum nächsten Glas, es gibt ein nächstes Glas, so wie immer.
Du bettest den Fötus darin wie ein liebender gestorbener Vater und ich schreibe mit dem kleinen Finger Geschichten über Anfänge auf den glänzenden Tresen, dabei befinden wir uns weit hinter dem Post-Ende.
© Zoé-Filiz Glaw 2022-10-06