… hast du mich gefragt.
#lebensordnung #das wirkliche #lebenstherapie
Weißt du noch, als du mich zum Kneipen mitgeschleppt hast? „Da lernst du das Spüren!”, hast du gemeint. Und nicht nur die Arm- und Fußbäder waren es, sondern auch die anderen Ansichten von Pfarrer Sebastian Kneipp hast du mir gezeigt. Du hast von der ‚Lebensordnung herstellen’ gesprochen: das eigene Leben in Ordnung bringen, viel Freude erleben, sich selbst lieben und ‚mit der Seele im Einklang leben’.
Das Letzte habe ich lange nicht verstanden und als ich dachte, ich hätte es kapiert, dann bist du wieder mit weiteren Lebensfragen dahergekommen.
Du hast gesagt: „Das kann man nicht nur verstehen. Du musst lernen, es zu fühlen.”
Ich erinnere mich an die unterschiedlichen Aus- und Weiterbildungen und an die Menschen, die mir begegnet sind. Die Herausforderungen und lehrreichen Erkenntnisse. Eine Schule der Begegnung mit den ‚innersten Dämonen’ und Mitstreitern.
Kannst du dich an diese Supervisionsstunde erinnern? Du hast zu mir gesagt: „Ich wünsche dir kein Glück!” Wieder war ich irritiert, doch mittlerweile kannte ich dich gut genug um zu verstehen, dass du mir dadurch wieder einen Grund zur Reflexion gabst. „Find`s heraus!” waren oftmals deine Worte. Es war eine strenge Lehre und einmal, das weiß ich noch genau, da habe ich dir eine Grenze gesetzt, als meine Verzweiflung zum Bersten gespannt war. „Gut gemacht!”, hast du ernst geantwortet, „das Leben nimmt es ganz genau, vergiss das nicht!”
„Du bist die Beste!”, hast du zu mir gesagt. Anfangs konnte ich es nicht annehmen. Ich war verlegen und habe weggeschaut, doch du hast mir fest in die Augen gekuckt und es wieder ernst gemeint. Dabei habe ich vergessen zu atmen, wie so oft. Du hast es bemerkt und mich erinnert: „Atme liebes Kind, atme, es bringt dir das Leben und das Feuer! Sich einzulassen, den ICH`s begegnen, das ist eine Reise mit vielen Abzweigungen, neuen Wegen und kein Trampelpfad. Die eigene Identität entdecken, dem Stress hinter dem Stress dem Garauszumachen und der Angst das richtige Fürchten lernen, das ist ein Werdegang, den kann man nur in einer Biografie erfassen.”
Ich fragte: „Hast du deshalb damals angefangen ein Tagebuch zu führen?” „Ja, es war für mich eine zusätzliche Möglichkeit, meinen Gedanken und Gefühlen jenen Raum zu geben, den sie verdienten. Es war eine Form der Eigentherapie, als die psychische Stabilität verloren ging. Das Leben lehrt uns viele Richtungen, wir sollten lernen, etwas besser darauf zu achten.”, hast du geantwortet.
Und ich weiß noch, dann sind wir an diesem See gesessen. Die Füße haben im kalten Wasser gebaumelt und ich konnte diesen Glücksmoment spüren. Ich wusste: Erst ab hier beginnt etwas Wirkliches. Alles Vorige war ein Streifzug durch unwegsames Gelände. Und als du mich fragtest: „Was nimmst du dir von deiner Seelenreise mit?” Als Antwort gab ich dir: „Ich stelle mir jeden Tag die Frage: Welches Süppchen koche ich heute?”
© die kunst der perspektive 2021-06-28