Welcome to Miami

Michaela Veit-Wailzer

von Michaela Veit-Wailzer

Story

Silvester einmal in einem angesagten Club in Miami feiern! Eine Idee, die für mich als bekennende „Auch nur ein Tag wie jeder andere“-Verkünderin eine gewisse Verlockung hatte. Irgendwie war der 31.12. ja doch immer mit einer gewissen Erwartungshaltung, einem Hoffen und Wünschen verbunden. Irgendwie fühlte es sich immer so an, als könnte man dem neuen Jahr mit dem Start einen Schubs in die richtige Richtung geben. Der Flug war rasch gebucht, die Tickets für den Club auch und schon saßen wir am 30.12. froh und erwartungsvoll im Flieger. Das Schneechaos am Pariser Flughafen konnte uns dank Megasprint nicht stoppen. Wir kamen also am 31.12. immer noch froh, erwartungsvoll und ziemlich müde in Miami an. Duschen, Powernap und ab in den Club. So der Plan.

Das ewig lange Rumstehen am Gepäck-Förderband passte da irgendwie nicht ins Bild. In Gedanken sah ich meinen ersehnten Powernap schon auf einen Mikronap schrumpfen. Aber sei es drum. Als nur mehr ein einsamer Koffer seine Runden drehte, blieb nur mehr der Weg zum Infoschalter. Wir und gefühlt 1.000 andere Reisende brachten sich dort in Stellung, um die Vorahnung offiziell bestätigt zu bekommen: Wir hatten den Umstieg in Paris geschafft, unser Gepäck nicht. Ich blickte zuerst sorgenvoll auf meine Uhr und dann auf meine zerrknitterten Jeans samt Sneakers und T-Shirt. Gut – dieses Outfit würde dem Dresscode-Check des Clubs wohl nicht standhalten. Statt ins Hotel, flitzten wir also mit dem Taxi in die erstbeste Shopping-Mall. Was sich wie ein netter Ausflug Marke „Shopping Queen“ anhörte, war real Stress pur. Auch nur eine passende Größe in diesen Sales-Kleiderbergen zu finden, war ein Lottogewinn. Dafür musste man nicht um die halbe Welt fliegen.

Wie durch ein Wunder standen wir um 22 Uhr in der Schlange vorm Club. Als wir dem Türsteher glücklich unsere Tickets entgegenstrecken, musterte er uns mit finsterer Miene. War das zusammengewürfelte Outfit doch nicht trendig genug? Nein, er wollte unsere Reisepässe sehen. Führerschein galt nicht, Diskussionen zwecklos. Also wieder retour ins Hotel, völlig verschwitzt und knapp vor Zwölf waren wir wieder im Club und durften gnädigerweise rein. Als wir dann um Mitternacht unter einem Seifenblasen Regen auf der Tanzfläche standen, während Nicki Minaj unmotiviert auf der Bühne performte, hoffte ich inständig, dass dieser komplett unnötige Stress-Start nicht richtungsweisend für das neue Jahr war. Mitternacht in T-Shirt und Sneakers am Strand hätte es definitv auch getan. Erstes Learning fürs neue Jahr! Unser Gepäck machte sich zumindest keinen Stress, es begrüßte uns erst wieder nach unserer Rückkehr zu Hause. Vorbildhaft entspannt!

© Michaela Veit-Wailzer 2021-03-12

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