Welcome to the job jungle

Silvia Peiker

von Silvia Peiker

Story

Dicke Schlingpflanzen, manche unnachgiebig wie knorrige Äste, baumelten von den tropischen Baumriesen. Nur welche sollte ich ergreifen, um mich erfolgreich zur passenden Stelle zu schwingen? Hätte ich eine Machete zur Hand gehabt, wäre das stellenweise undurchdringliche Anzeigendickicht schon früher einer erhellenden Durchsicht gewichen, und die Einsicht, die Finger von diesem Job zu lassen, hätte mich nicht wie ein Blitz vom Himmel niedergestreckt.

Im metaphorischen Regenwald stand ich bisweilen im ernüchternden Regenschauer, der meine manchmal allzu euphorische Perspektive auf den Bewerbungsdschungel wieder klärte und mir den Kopf kräftig zurechtrückte. Getragen von Hoffnung und Zuversicht tapste ich manchmal, wie der oft zitierte Esel mit der Karotte vor der Nase, in launigen Abständen vom abstrusen Jobschlagloch ins nächste, und fand mich Aug‘ in Aug‘ mit Miniaturdrachen und einer gehäuteten Spezies der Raubtiere wieder. Stolpernd hangelte ich mich verbissen von Interview zu Interview, um doch noch erfolgreich, trotz meines mütterlichen Handicaps und vermutlich gerade wegen meiner schlagfertigen Schwäche für Schokolade, punktgenau den Bewerbungsball einzulochen.

Und hatte ich endlich die heiß umworbene Stelle ergattert, umwehten zuweilen eisige Lüftchen in Form von qualmenden Zigarren, cholerischen Chefs oder missgünstigen Kolleginnen meine Nasenspitze und erschwerten meine Sicht auf das Wesentliche, die Freude an der Arbeit, im Fokus zu behalten. Wie ein Jongleur bemühte ich mich, meine beruflichen Stärken und Schwächen gleich Jonglierbällen in die richtige Balance zu schupfen, mein angekratztes Selbstbewusstsein durch eine absolvierte Diplomprüfung und ein Pädagogikstudium im reiferen Alter aufzupolieren.

Unerquickliche Anekdoten wechselten mit neuen Optionen, die mir interessante und lehrreiche Jahre, dieses Mal nicht als Schülerin, sondern als Pädagogin in der Nachmittagsbetreuung der Volksschule, bescherten. Als Spätberufene durfte ich wieder die Schulbank der PH Baden drücken und mein frisch erworbenes Wissen sowie meine in vielen Jahren gesammelten Lebensweisheiten an Kinder, die kostbaren Schätze unserer Zukunft, weiterreichen.

Ohne Kompass im Gepäck entdeckte ich doch noch die Lichtung im Urwald und stürzte mich todesmutig den Wasserfall hinunter, nur um zu erkennen, nachdem ich prustend wieder aufgetaucht war, dass nur wer wagt, auch etwas dazugewinnen kann. Im Sinne von no risk, no fun bestritt ich im Koffeinrausch und mit Gottes Segen Aufnahmeprüfungen und Bewerbungsgespräche, versuchte mich erfolgreich im Morsen und Fensterln, und kam zu der Erkenntnis, dass mein Talent, aus dem Fairy Pool zu schöpfen, bisweilen nicht ausreichte und meine Kontrahentinnen stattdessen den Staffellauf gewannen.

Unermüdlich vertraute ich meinem Lebensmotto “Never give up!” und trat meine Reise in neue Jobgalaxien an.

Cover: Fairy Pools, Isle of Skye

© Silvia Peiker 2023-01-12

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