Welt

Liebe Welt, wie fühlt es sich an, wenn jemand fällt? 80 Kilo Körpergewicht auf dein Gesicht- schüttelt es dich oder erschüttert es nur mich? Wie alt bist du wirklich? Alle meinen es zu wissen, liefern sich eine Schlacht mit leeren Kissen. Jeder greift sich seine Wahrheit aus der Luft und dadurch entsteht zwischen Menschen diese Kluft aus wissen und glauben, aus verbieten und erlauben, aus Globuli und Antibiotikum, aus „nicht ich, die anderen sind dumm“. Vermagst du, sie zu schließen? Was versteckst du in deinen Tiefen? Wir buddeln und graben, wir stehlen Honig aus den Waben. Aber von deinem Kern halten wir uns fern- gezwungenermaßen und wahrscheinlich auch am besten. Dennoch bin ich neugierig und heute am frechsten und so bitte ich dich um deine Ehrlichkeit- magst du meinen Schneemann, wenn es schneit? Freust du dich über mein Baumhaus? Wohnst du wirklich in der Milchstraße? Oder ist dieser Name für dich eine Strafe? Ist unser Universum vielleicht nur dein Vorgarten? Wird eigentlich neu gemischt, wenn sie leer werden- unsere Karten? Liebe Welt, was ist deine Welt? Wie hast du dir deine Zukunft vorgestellt? Siehst du mich als dein Schicksal oder als deine Bestimmung? Was hältst du von meiner Rohstoffgewinnung? Ich bin ehrlich, manchmal erlaube ich mir alles auszublenden, hänge mir bunte Bilder an meine Wände und male mir dich schön. Doch schlussendlich bin ich es, der da steht mit seinem Föhn und sich ignorant die Haare macht. Dass meine Welt dadurch Fieber hat, habe ich nicht bedacht. Mein Kummer singt „alles wird gut“, du hoffst, dass der Mensch mal endlich etwas tut. Liebe Welt, es tut mir leid, vielleicht war der Mensch für dich nie wirklich bereit. Und dann verlasse ich mal wieder Menschengemachtes und stolpere über Stein und Wurzel des grünen Waldes. Ich sehe prachtvolle Blüten neben leeren Plastiktüten, ich höre Vogelgezwitscher- das Wasser aus dem Bach schmeckt viel frischer. Alles scheint noch echt zu sein, warum ist es eigentlich so schwer zu sagen „Nein“? Nein zu Dingen, die man macht, weil man sie macht. Nein zu verschwenderischen Fehlern, weil man nicht hat gedacht. Nein zu Käufen, die man nicht braucht, aber unbedingt braucht. Nein zu all dem Kram, den man heutzutage raucht. Jeder will immer, wir spielen Seilziehen mit dir als unser Seil. Und wenn du uns dann fragst weshalb, sagen wir „Na, weil“. Unbegründetes Handeln- das habe ich drauf. Und dann wundere ich mich noch über deinen Lebensverlauf. Liebe Welt, was zählt? Sind es die Jahre, die wir gemeinsam hatten oder jene, die noch gehen werden vonstatten? Wie kämpfe ich am besten für dich? Ist es wirklich mit Plakat in der Hand und Wut im Gesicht? Was soll ich mir noch erlauben dürfen? Was gilt es zu hinterfragen und zu prüfen? Liebe Welt, ich liebe deine Sonnenuntergänge, lass uns noch nicht schließen die Vorhänge. Ich will noch bisschen länger staunen, mich noch bisschen mehr trauen.