Wenn die Öllampe 3 x blinkt

Daniela Neuwirth

von Daniela Neuwirth

Story

„Heißt das nun, ich muss Öl nachfüllen, oder Öl wechseln?“, fragt sich Lilly, als die kleine, orange Anzeige mit der Aladin-Ölkanne darauf blinkt, und das immer wieder. Sie füllt das restliche Öl ein, dass sie noch im Kofferraum mitführte und wartet ab, was passiert. „Nichts?“, freut sie sich nach dem Starten. Solche Dinge waren wohl das Letzte, das Peter Nicolai, dem männlichen Teil des Rantumer Liebespaares, durch den Kopf ging, als er sich auf den Weg zu seiner Geliebten machte.

Ob seinem Fahrzeug Öl fehlt, diese Überlegung brauchte er nicht anstellen, weil er mit dem Schiff anreiste, mit der Postkutsche fuhr oder zu Fuß durch die Rantumer Dünen eilte. Einer der Nachkommen der Familie Lassen beschreibt in seinem Buch als Nicolai zurückkehrte auf die Insel.

Dieser war entschlossen, Merret zur Frau zu nehmen. Er brachte schwarze Seide mit und einen langen, weißen Schleier, wie es die Frauen in der großen Welt zur Verehelichung trugen, doch die Mutter hielt es für angebrachter, dass Merret nicht zu groß herausgeputzt vor den Altar treten sollte, weil sie schon in guter Hoffnung war und vermieden, dass ihr der Pfarrer den Schleier und Kranz vor allen vom Kopf nimmt.

Schon bald war das erste Kind geboren: Ein Mädchen. Der Großvater legte gleich eine Bibel in die Wiege – wie es damals Brauch war – die es bis zur Taufe davor bewahren sollte, dass böse Geister Macht von ihr ergriffen. Ebenso wurden die Fußsohlen mit Butter eingerieben, an denen man das eigene Kind erkennen sollte, falls das Zwergenvolk die Kinder vertauschten. Am Fußende der Wiege schützte ein Kreuz vor bösen Blicken und bis zur Taufe brannte eine Kerze am Kopfende.

Lilly lacht: „Diese Sitten haben sich wohl bewährt.“ Die beiden brachten 21 Kinder ins Leben und lebten glücklich zusammen. Mit 80 Jahren hatte Merret bereits hundert Nachkommen. So geht von Rantum ein echter Zauber aus. „Es würde mich nicht wundern, wenn das genau an dem fantastischen Strand war, wo die Sansibar liegt.“

Dort kann man heute noch das unveränderte und einzigartige Inselflair spüren, weil der zuckerweiße Sandstrand nach beiden Seiten so weit man blicken kann, nur von ursprünglicher Dünenlandschaft, auf der anderen Seite von der Nordsee begrenzt und nach oben hin Wind, Wetter, Sonne und Wolken, meist aber einem strahlend blauen Himmel nahe ist.

Dieser märchenhafte Traumstrand in Rantum ist einer der schönsten Strandabschnitte, die es auf der Insel zu entdecken gibt. Wer einmal dort angekommen ist, möchte diesen nicht vor der Nacht verlassen und selbst da gibt es am Himmel begleitet von rhythmischem, wunderbaren Meeresrauschen immer noch das unendliche Sternenmeer am Firmament zu bestaunen, dass den Mond in seinem Wolkenbett fliegend durchs nachtblaue Weltall begleitet.

© Daniela Neuwirth 2021-06-22

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