Wenn eine Welle bricht…

Der schönste Moment ist der, wenn eine Welle bricht. Du siehst sie an ihrem Höhepunkt in voller Pracht, sie nimmt noch einen letzten Zug, saugt all die guten Momente in sich hinein, hält kurz inne und löst sich dann mit Tosen auf. In ihrem Brechen spiegelt sich das schönste Türkis des Meeres mit etwas Schlagobers oben drauf. Die Ruhe vor dem Sturm weicht einem lauten Rauschen, das von vergangenen Geschichten erzählt. Ein Surfer nutzt die Gunst der Stunde und gleitet auf dem dahin, was die Welle loslässt, … was das Meer loslässt, … was wir vielleicht loslassen, bevor wir neu beginnen können.

Würden wir immer nur auf ein und derselben Welle dahingleiten, hätten wir am Ende unseres Lebens nichts zu erzählen. Jede Welle bricht einmal und jeder kommt einmal aus dem Gleichgewicht. Wir fallen ins Wasser, wirbeln herum, wissen nicht wo oben und unten ist und im konfusesten Moment fällt uns ein, dass wir schwimmen können. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir unsere Orientierung endlich wieder und tauchen auf. Alles rauscht um uns herum, wir können das Ufer nur schwer erkennen und es ist schroff, felsig und hart. Die Entscheidung liegt nun an uns. Schwimme ich weiter hinaus und versuche gleich auf die nächste Welle aufzuspringen, oder wähle ich den schwierigen Weg zurück ans Ufer, der mich wahrscheinlich mehrmals straucheln lässt, mir Schrammen zufügt und mich an meinen Entscheidungen zweifeln lässt? Die Gedanken überschlagen sich, Hände und Beine bewegen sich in einer scheinbaren Leere, bis ich endlich hinausklettere, festen Boden unter meinen Füßen spüre und mich erschöpft an der nächsten Felswand niederlasse.

Als ich die Augen wieder aufmache sehe ich die Sonne am Horizont, knapp über dem Meer. Die Wellen brechen weiterhin vor mir am Ufer und ich genieße den Anblick aus dieser Perspektive. Ich habe den Wind aus meinen Segeln genommen, um innezuhalten, um mein Gleichgewicht wiederzufinden und wandere gedankenverloren die Küste entlang. Ein schöner Moment.

Irgendwann werde ich mich wieder aufs Wasser trauen, reicher an vielen Erfahrungen und trotzdem ohne Furcht davor, vielleicht erneut zu fallen und zurückfinden zu müssen, ans Ufer.