Wenn Engel reisen

Barbara Prinz

von Barbara Prinz

Story

Ich hatte nur drei NĂ€chte drĂŒber geschlafen. Ich entschied mich FÜR diese Reise. Alleine. Nur ich. Aber nicht ganz so einsam. Wir waren zu fĂŒnft. Aber das wusste ich bis zum Abreisetag nicht so genau. Diese Auszeit war schon lange mein Herzenswunsch. Im Innersten ersehnte ich mir einen Ortswechsel um meine Kraftreserven aufzufĂŒllen. Das Ziel war mir bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht „klar“ gewesen. Bis mir Bilder und Videos meiner Freundin G. vor einigen Monaten Wunderbares zeigten: Altes GemĂ€uer, viel GrĂŒn. Natur pur. Herzklopfen. Perfekt fĂŒr mich, die Erholung suchte. Ideal fĂŒr mich, die Inspiration wĂŒnschte. Ein Ruhepol fĂŒr meine Seele, die Zeit fĂŒr sich anstrebte.

Wir trafen uns am Bahnhof. Eine kleine Gruppe von fĂŒnf Frauen. Wir waren einander kaum fremd, fanden gleich einen guten Draht zueinander und stĂŒrzten uns voll Freude in unser Abenteuer! Meine letzte Reise „nur mit mir“, also ohne Familie, lag schon gefĂŒhlte Ewigkeiten zurĂŒck. Deshalb war ich ziemlich nervös und wuselte herum wie eine Zappelliese. Die anderen MĂ€dels ruhten in sich selbst. So wirkte es zumindest fĂŒr mich. Im Zug am Weg zum Flughafen hatten wir bereits die ersten LachanfĂ€lle erfolgreich gemeistert. SpĂŒrbar lag eine enge Verbundenheit in der Luft. Vertrautheit. Ein seltenes GefĂŒhl, wo wir einander doch erst kurz begegnet waren.

Am Flughafen selbst kĂŒmmerten wir uns um die GepĂ€ckaufgabe und gönnten uns eine kleine Erfrischung. Beim Check-In plauderten wir mit einem britischen Ehepaar ĂŒber deren Urlaubserfahrungen in „unserer“ Stadt Wien. Und die beiden Wien-Touristen ĂŒberschlugen sich vor Begeisterung. Sag ich ja immer: Wien ist schön! Aber nun war es Zeit Wien Adieu zu sagen. Weiter ging es durch die Passkontrolle. Nervenkitzel pur. WĂŒrden wir alle fĂŒnf Frauen durch den Schranken kommen? Geschafft! Endlich Zeit fĂŒr ein kleines „Shopping and Tea and Snack“ Erlebnis.

Wenn fĂŒnf Engel reisen wird jede kostbare und stressfreie Minute in vollsten ZĂŒgen genossen. Die Zeit bis zum Flug nutzten wir, einander kennenzulernen, zu plaudern, zu lachen. Mir wurde klar, wir wĂŒrden feine Tage miteinander erleben. Ausserdem fiel mir auf, dass wir „ernĂ€hrungstechnisch“ Ă€hnlichen Geschmack hatten. Ich war erleichtert. Wir mochten vorwiegend vegetarische Kost, aber nicht nur. SĂŒsse Nachspeise inclusive. Ich hatte glĂŒcklicherweise in der Reisevorbereitung das SĂŒĂŸigkeitensortiment geplĂŒndert und dem Gewicht des Koffers nach zu beurteilen, wĂŒrde ich auch die nĂ€chsten Tage ĂŒberleben. Manner Schnitten sei Dank. Der Flug war entspannt. Die Landung folgte sanft. Mittlerweile war es Abend. Der gebuchte Taxifahrer fragte meine Freundin:

„How do you look like?“ Sie lachte und wollte schon „black“ sagen, weil sie einen dunklen Mantel trug. “We are five!“, sagte die junge Frau. “Okay, 10 Minutes, please!“ Mr. Paul lud uns in seinen Van und brachte uns direkt ins gemietete Domizil.

“Engel sind angekommen!“. Ich fĂŒhlte große Erleichterung und Vorfreude.

© Barbara Prinz 2019-10-02

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