Irgendwann werden wir alle diese Berührungspunkte haben, und es wird früher kommen, als du denkst.
Immer wieder schockiert mich der Umgang mit Social Media von Schulen, Eltern und Einrichtungen.
Social Media ist da. Sie gehört zu unserer Welt dazu. Und trotzdem wird Social Media so gut es geht ignoriert. Damit meine ich nicht, dass wir die Existenz von Social Media infrage stellen, sondern dass wir so tun, als ob es für Kinder nicht das gleiche Ausmaß an Druck und Belastung ausübt wie für uns Erwachsene auch.
Wir folgen Mutter XY und stellen fest, was wir alles falsch machen. Wir schauen uns an, wie andere überdimensionale Torten zum Geburtstag backen, perfekte Brotdosen packen oder jeden Tag tolle Unternehmungen mit dem Kind machen. Oder den fünften Familienurlaub in einem Jahr.
Manchmal versuchen wir sogar, etwas nachzuahmen. Aber langfristig halten tun wir das meistens nicht. Dann gibt es drei Tage eine perfekte Brotdose und am vierten ist das wieder vergessen. Wir vergleichen uns ständig und haben das Gefühl, nie gut genug zu sein, immer mehr tun zu müssen.
Und wer sagt jetzt, dass es Kindern nicht genau so geht?
Das Mädchen, das mit 13 Jahren 100.000 Follower hat und perfekte Tänze auf TikTok abliefert, während sie den ersten Vertrag mit einem Lippenstifthersteller unterschreibt und immer perfekt gestylt ist. Gerade Kinder suchen förmlich nach Vorbildern, die sie nachahmen können.
Aber dass Social Media eine perfekte Scheinwelt ist, in der die Frustrationen, Probleme und alltäglichen Wahnsinn ausgeschnitten werden, das ist unseren Kindern nicht bewusst, woher auch, wenn keiner mit ihnen darüber spricht. Und das ist das Wegignorieren, von dem ich spreche. Nicht nur das. Die Gefahren, die sich dahinter verstecken, dass man abhängig werden kann, dass man nie sicher sein kann, mit wem man wirklich dort spricht, dass die Aufmerksamkeitsspanne immer kürzer wird, das alles wird von uns Erwachsenen wegignoriert.
Stattdessen verbieten wir Social Media, kürzen die Zeiten als Strafe und machen es damit nur noch attraktiver. Es ist schon immer so gewesen. Das, was uns verboten wurde, wollten wir umso mehr, und zur Not auch heimlich.
Damit verlieren wir gänzlich die Kontrolle über den Einfluss auf die Kinder.
© Christins_Funkelwelt 2024-02-23