Wenn Liebe stark genug ist

AndreaSelene

von AndreaSelene

Story

Wenn Angst stärker ist als Liebe, verhärten wir unser Herz. Wir verstecken uns hinter Mauern, die uns vor Schmerz schützen sollen, doch in Wirklichkeit trennen sie uns von den tiefsten Verbindungen, die wir im Leben erfahren können.
Angst flüstert uns zu, dass wir uns schützen müssen, dass das Loslassen zu schmerzhaft wäre, dass die Unsicherheit zu groß sei. Sie hält uns gefangen in alten Mustern, kontrolliert unser Verhalten und limitiert unser Vertrauen. Doch wenn Liebe stärker ist als Angst, öffnen wir unser Herz trotz aller Risiken. Liebe bedeutet, Menschen so anzunehmen, wie sie sind – nicht, wie wir sie haben wollen. Sie bringt uns dazu, den anderen in seiner Ganzheit zu sehen, ohne ihn zu ändern. Das ist verletzlich, ja. Es ist die Bereitschaft, Schmerz zu riskieren. Doch genau hier liegt die wahre Stärke der Liebe. Denn die Liebe ist nicht das Gegenteil von Angst, sondern das Licht, das die Dunkelheit erhellt. Sie lässt uns loslassen, ohne in Verzweiflung zu fallen.

Als Mutter bedeutete Liebe für mich, nicht nur zu beschützen, sondern auch zu kämpfen, wenn ich das Gefühl hatte, dass Gefahr für mein Kind droht. Es war ein ständiger Balanceakt: den Raum der Liebe offenzulassen, auch wenn jeder Lichtstrahl auf eine Mauer aus Stacheldraht prallte. Liebe hieß für mich, meinen eigenen Ängsten zu widersprechen, um meinen Kindern die Freiheit zu geben, ihre eigenen Erfahrungen zu machen – selbst wenn das bedeutete, dass sie scheitern oder sich verletzen könnten. Denn nur so konnten sie wachsen, etwas wagen und sich selbst finden. Jetzt sind meine Kinder erwachsen, und die Liebe steht nach wie vor an erster Stelle. Meine Ängste sind weit kleiner geworden, weil ich weiß, dass sie stark genug sind, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen zu meistern. Vor allem aber sind sie in der Lage, zu reflektieren – und das ist für mich der wichtigste Aspekt in der Meisterschaft des Lebens. Manchmal steigen Erinnerungen an schwierige Zeiten wieder auf, doch in diesen Momenten hole ich mir den Teil von mir, wie man es von der Arbeit mit dem inneren Kind kennt, und zeige ihm, dass Angst durch Liebe ersetzt werden kann.

In schwierigen Situationen kann die Unterscheidung zwischen Angst und Liebe äußerst hilfreich sein. Sich selbst zu fragen: Was denkt und fordert die Angst gerade von mir? Was will die Liebe von mir? Und vor allem: Was flüstert die bedingungslose Liebe? Ihre Stimme ist oft leise und wird leicht überhört, denn sie fordert nichts, sie ist einfach da. Liebe, die Erwartungen stellt oder an Bedingungen geknüpft ist, ist keine wahre Liebe – vielmehr ein Tauschhandel von Gefühlen. Deshalb fällt es uns so schwer, bedingungslos zu lieben. Unser Ego sehnt sich nach bestimmten Emotionen wie Geborgenheit, Sicherheit oder Leichtigkeit. Doch auf Dauer kann uns das niemand geben, und genau daran scheitern viele Beziehungen. Denn wahre Liebe ist kein Handel, sie ist ein Zustand des Seins. Sie erwartet keine Gegenleistung, sie existiert in ihrer reinen Form, unabhängig von äußeren Umständen. Erst wenn wir uns von den Bedürfnissen unseres Egos lösen, kann die Liebe in ihrer vollen Kraft wirken – dann wird sie zur Kraftquelle, die uns trägt, selbst in den dunkelsten Momenten. Und erst dann erkennen wir, dass wahre Liebe nie verletzen kann, denn sie verlangt nichts, sie gibt nur.

© AndreaSelene 2024-10-13

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