von Sophie Wenzel
Ich schlug die Augen auf und sofort merkte ich, dass etwas nicht stimmte, denn: Ich hing an der Decke. So schnell ich konnte sah ich mich um und erkannte die typischen Merkmale einer Werkstatt. Grauer Betonboden, bunt beschmutzte Wände, gebrauchte Werkzeugbänke, auf welchen große Unordnung herrschte und Autoreifen. Selbst rosane Elemente waren noch sporadisch an den Wänden zu erkennen. Definitiv hatte ich es hierbei mit einer Werkstatt zu tun, da war ich mir sicher. Kennt ihr die Stangen, welche beispielsweise ab und zu als Stützen oder aus ästhetischen Zwecken an den Decken in Thermen wie der Spessart Therme befestigt wurden? Ihr könnt es euch wie Mikado in Überdimension vorstellen. Hier hing ich also an der Decke und hielt mich fest. Meine Hände umgriffen die Stangen so stark, dass meine Knöchel begannen zu schmerzen.
Plötzlich erspähte ich einen Mann, meinen Entführer, den Kerl, der mich bei sich gefangen hielt. Er ging auf mich zu, kam unter mir zum Stehen und streckte sich nach mir. Er versuchte an mich heranzukommen und erzählte mir mit einem boshaften Lächeln im Gesicht, dass ich Ärger bekommen würde, wenn ich nicht sofort auf ihn hören würde. Es war mir egal, als er diese Worte aussprach. Schlimmer als das, was mir so oder so angetan werden würde, könnte es nicht sein. Ehrlich gesagt verspürte ich in diesem Moment noch nicht einmal Angst, was ich ihm genau so ins Gesicht schrie, während ich mich mit aller Kraft noch näher in Richtung Decke zog. Doch dann sagte er mir, dass mein Freund schon auf mich wartete. Erst glaubte ich ihm nicht, als er mir versprach, ihn sehen zu dürfen. Doch ich musste es riskieren. Als ich also losließ und unsanft auf dem Boden aufkam, sank ich wegen des Ziehens im Fuß zu Boden. Ich bin mir sicher, dass ihr wisst, welches ich meine. Unsanft packte er mich am Arm und zog mich mit sich. Nach einer Weile, in welcher er mich rücksichtslos vor sich her geschubst hatte, liefen wir am Strand entlang. Es stürmte, das Meer war rau und der Himmel bedeckt. Ich begann zu zittern vor Angst, als drei weitere Männer in der Ferne auftauchten. Während zwei von ihnen komplett schwarz gekleidet waren, trug der andere eine mir sehr bekannte graue Strickjacke. Fest im Griff des einen Mannes, sah ich meinen Freund dort stehen und verspürte das Bedürfnis ihm in die Arme zu rennen. Zwar rannte ich los, kam jedoch nicht weit. Starke Angst davor ihn zu verlieren durchzog mich, als ich darüber nachdachte, dass er mir weggenommen werden könnte.
Dort angekommen schubste mich der Kerl in Richtung meines Freundes, der mich sofort auffing. Die Männer lachten. Angeblich wollten sie nur ein Bild von uns machen, als einer bereits sein Handy herausholte. Ich wollte nicht, dass sie uns demütigten! Schützend stellte ich mich weinend vor meinen Freund und schrie ihnen entgegen, sie sollen uns in Ruhe lassen. Doch sie lachten nur. Mit den Armen fuchtelte ich durch die Luft, schrie, wollte meinen Freund beschützen und wusste jedoch genau, dass ich es nicht schaffen würde. Verzweiflung war mir ins Gesicht geschrieben, doch mein Freund zog mich an sich und flüsterte mir mit angenehm ruhiger Stimme ins Ohr, dass alles gut werden würde. „Lächle“, sagte er und hielt mich fest im Arm.
Während ich weinte, versuchte er mir die Angst zu nehmen und den Blick auf sein schönes Gesicht gerichtet, verschwamm der Traum.
© Sophie Wenzel 2025-07-27