Eine Szene in einem Cafe.
Drei Männer, langjährige Freunde, sitzen im renommierten Cafe Eiles im 8. Wiener Gemeindebezirk.
„Habe die Ehre. Haben die Herrschaften schon gewählt?“
„Na. Ich kriag a fesche Blonde mit an scheenen Hauberl, bitte.“
„Was? Du trinkst in aller Herrgottsfruah scho a Bier? I kriag an Melange.“
„Mia bringen´s a an Melange und a Brioche.“
Die Tür geht auf und der vierte Freund betritt das Cafe.
„Jo Schorsch, wos is mit dir passiert?“
„A so a Malheur. Ich bin gestern über´s Trottoir g´stolpert. Mitten auf die Visage.“
„Jo, das siecht man.“
„Vis a vis san Leut g´standen und haben nur bled g´schaut. Des Bluat ist überall obi grunnen. Glaubst es hätt´ ma aner g´holfen?“
„A so a Bagage.“
„Gott sei Dank wor a Gendarm in der Nähe. Der hot ma aufg´holfen und wollt schon die Rettung holen. Aber die Frau vom G´schäft hat dann a Lavour geholt und mi g´waschn. War eh nur a Bagatelle. Schaut nur schlimm aus. Die anzige Blessur ist mei blaues Aug´ und mein Knia. Ich geh halt jetzt a bisserl schwa. Apropos kann mi aner aufs Pissoir begleiten?“
„Aber holtn tuast ihn allan, oder?“ Die vier Männer lachen.
Auf dem Weg zur Toilette begegnen die Beiden einer Dame.
„Küss die Hand Madame. Sie schauen heute wieder bezaubernd aus.“
„Sie sind ein Charmeur, mein lieber Herr Schorsch. Was ist mit Ihnen passiert?“
„Des erzöhl i Ihna a onders mol. Ich muss schnöll weiter. Mi pressiert´s.“
„Oh, dann aber los, bevor´s daneben geht“, antwortet die Dame, um ihre Contenance ringend.
„A so a Blamage Schorsch. Wie kannst so mit aner Dame reden?“
„Wos soll i tuan, wann i so in der Breduoille bin?“
Das Geschäft ist verrichtet und die Freunde sind im Aufbruch. Schorsch lässt sich ein Taxi kommen.
„Was wirst heut noch machen, Schorsch?“
„Ich hab a Rendevous mit´m Coiffeur. Der Chauffeur wird eh schon draußt auf mi warten. Pepi gibst ma mei Portemonnaie aus der Jacken? Des Trinken zohl heut i, die Menage müsst´s sölber zahlen.
Der Herr Karl eilt herbei. „War alles recht der Herr?“
„Wie immer Herr Karl, wie immer.“
„Also dann, bis nächste Woche.
„ Vergiß dein Parablu net. Pfiati.“
„Merci und adieu.“
© Brigitte Geretschläger 2020-12-27