von Daniela Neuwirth
Von Wenningstedt an der Westküste der Nordseeinsel Sylt aus sollen die Angelsachsen Hengist und Horsa 449 n. Chr. auf ihren Wikingerbooten nach England gefahren sein. Im Alt-Wenningstedter Hafen waren etwa 200 Schiffe der Heringsfischer beheimatet, wie es in den Büchern über Sylt geschrieben steht. Der Sturmflut im Jahr 1362, die „große Manndrenke“, ist es zu „verdanken“, dass Sylt von Amrum und Föhr getrennt ist.
Der Sylter Ort Wenningstedt zeigt im Wappen einen goldenen Wikinger-Steven, der aus der Nordsee ragt. Auf Sylt befanden sich etwa 500 Grabhügel, Steingräber und Siedlungsstätten aus der Jungsteinzeit (um 2200 v. Chr.), aus der Bronzezeit (1800-600 v. Chr.), der Eisenzeit (600 v. Chr. -1100 n. Chr.).
Die Sylter Landschaft weist viele vorgeschichtliche Fundstätten auf. Nach der Abwanderung der Angeln (ab 449 n. Chr.) war Sylt nur dünn besiedelt. Dies änderte sich nach 875 n. Chr., wo die Ostfriesen die Insel für sich entdeckten und bevölkerten. Um 1240 standen auf Sylt elf Kirchen und Kapellen.
Im Ortszentrum Wenningstedts liegt heute ein Dorfteich und in dessen Nähe ist heute noch ein Hünengrab zu finden. Es handelt sich dabei um ein 4000 Jahre altes Hünengrab, eines der bedeutendsten Nordeuropas. Lilly ist fasziniert von den Ausführungen. Sie hält jedesmal an, wenn sie durch Wenningstedt, wo früher ein Zirkus aufgebaut war, in dem die SchülerInnen der Norddörferschule Artisten- und Zauberkurse besuchen konnten, bis zur Kirche neben dem Grabeingang fährt, doch zu einer Besichtigung hat es bisher noch nicht gereicht.
Sie liest weiter: Unter zwei Tonnen schweren Deckensteinen wurden in einer 5×3 Meter großen Kammer mit einem sechs Meter langen Gang etwa um 2200 v. Chr., also zeitgleich mit dem Bau der Cheopspyramide, mit reichen Beigaben wie Werkzeugen, Waffen, Gefäßreste und Bernsteinstücke die Angehörigen einer Familie, einer Sippe, eines Königs oder eines erfolgreichen Heerführers bestattet.
Zuvor könnte der Bau auch als Wohnstätte gedient haben. Auf 12 Tragesteinen ruhen drei mächtige Deckensteine – Findlinge aus Schweden. Wie diese Findlinge allein durch Menschenhand aufgesetzt wurden, bleibt ein Rätsel. Natürlich gibt es hierzu auch einige Sagen. Es sollen einst Zwerge die Hügel und Höhlen im mittleren Teil der Insel bewohnt haben. Sie trugen rote Mützen und Jacken, steinerne Geräte und Waffen, lebten von Muscheln, Möweneiern und Fischen, tanzten lieber, als das sie arbeiteten.
Die Unterirdischen konnten sich in Mäuse oder Kröten verwandeln oder sich sogar ganz unsichtbar machen. Der König der zwergenhaften Wesen hieß Finn. Er soll im Denghoog residiert haben. Zur Frau nahm er sich ein schönes Mädchen aus Braderup, welches die Unterirdischen um ihr sorgloses Leben beneidet hatte. Nach einer Hochzeit mit gesalzenen Eiern, leckerem Braten, gerösteten Austern, Moosbeeren und Met verleben Finn und Isa viele glückliche Jahre.
© Daniela Neuwirth 2021-05-24