von Gerold Weisz
Veränderung beginnt im Kopf, heißt es. Sie bringt Neues, aber sie verunsichert auch. „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere heutige Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“, soll Aristoteles um 340 v. Chr. gesagt haben. Ein Beweis dafür, dass schon damals Veränderungen skeptisch betrachtet wurden – genau wie heute im 21. Jahrhundert.
Der Mensch neigt dazu, Neues abzulehnen. Wir finden schnell Gründe, warum ein Produkt oder eine Dienstleistung vermeintlich nutzlos ist – weil es eine Veränderung mit sich bringt. Oft bedeutet das, Gewohnheiten aufzugeben oder Verhaltensweisen anzupassen. Künstliche Intelligenz beispielsweise wird häufig mit Argwohn betrachtet. Doch genau diese Denkweise kann auch dein Business bremsen. Warum? Weil Kunden aus demselben Grund dein Produkt nicht kaufen.
Gerade GründerInnen mit innovativen Ideen brauchen deshalb oft deutlich länger, um am Markt Fuß zu fassen, als etablierte Unternehmen. Diese Zurückhaltung der Konsumenten hat direkte wirtschaftliche Folgen: Je länger der Markt zögert, desto länger benötigst du Kapital, um die Phase der Unsicherheit zu überbrücken – weil du noch keine nennenswerten Umsätze generierst, während deine Marketingkosten exponentiell steigen.
Die Geschichte zeigt uns, dass bahnbrechende Innovationen stets auf Skepsis trafen. Denke an das Internet – selbst Bill Gates hielt es anfangs für einen vorübergehenden Hype. Das Mobiltelefon galt lange als unnötiges Spielzeug für Geschäftsleute. Facebook revolutionierte die Online-Kommunikation, indem es echte Menschen statt anonymer Avatare miteinander vernetzte. Ende der 90er veränderte die mp3-Revolution die Musikindustrie – mit gravierenden Folgen für Schallplatten- und CD-Verkäufe. Smarte Lautsprecher haben das traditionelle Radio verdrängt. Handelsplattformen setzen dem stationären Einzelhandel zu. Banking-Apps ermöglichen es, in wenigen Minuten ein Konto zu eröffnen. Künstliche Intelligenz verändert ganze Berufszweige, und die Gaming-Industrie ist mittlerweile eine der größten Branchen weltweit. Selbst Bodychips sind dabei, den Markt zu erobern.
Diese Entwicklungen wurden besonders in Mitteleuropa lange abgelehnt. Denn Veränderung macht Angst. Und ja, sie hat auch Nebenwirkungen – man nennt es Disruption. Sie zerstört bestehende Strukturen, aber sie schafft auch neue Möglichkeiten. Neben neuen Produkten und Dienstleistungen entstehen dadurch völlig neue Berufsfelder. Wer hätte vor zehn Jahren gedacht, dass man als Drohnenpilot Geld verdienen könnte? Oder dass Berufe wie BuchhalterIn oder SekretärIn durch künstliche Intelligenz ersetzt werden?
Wir müssen uns anpassen. Veränderung lässt sich nicht aufhalten. Statt sie zu fürchten, sollten wir Lösungen entwickeln, um sie aktiv zu gestalten – denn nur so entstehen Chancen.
© Gerold Weisz 2025-02-10