Wer ich durch dich wurde

»Du hast dich durch ihn verändert«, sagt Stella. Ich schaue rüber zu meiner besten Freundin. Ihr Blick ist auf ihr Handy gerichtet. »Gut oder schlecht?«, hake ich nach. Stella legt ihr Handy beiseite und schiebt ihre Unterlippe nach vorne. »Hm«, macht sie. »Irgendwie beides.«

Ich spüre, wie sich meine Stirn automatisch in Falten legt. In Gedanken gehe ich zum Kühlschrank und lehne mich gegen ihn. »Du bist jedenfalls viel mehr unterwegs. Und das tut dir wirklich gut«, beginnt Stella. Ich nicke zustimmend. »Ich habe immer gedacht, dass ich ein introvertierter Mensch bin. Aber ich glaube so langsam wird mir klar, dass ich einfach selten von den richtigen Menschen umgeben war.«

Stella zuckt kurz mit den Schultern, nickt aber dann zustimmend. »Jedenfalls habe ich wirklich viel durch ihn gelernt. Viel über mich und was mir wichtig ist«, murmele ich und tauche in meine Gedanken ein. Ich sehe dich und das, was du mir gibst. Wie du mich überall mit hinnimmst. Mir neue Orte zeigst, mir neue Personen vorstellst. Bevor ich dich kannte, hatte ich nie gedacht, dass es mir gefallen könnte, so viel unterwegs zu sein. Aber je mehr Zeit ich nicht zu Hause verbringe, desto mehr realisiere ich, wie wichtig mir Abenteuer und Freiheit sind.

»Er ist ganz anders als Johannes und David«, beginnt Stella. Als ich die Namen meiner Exfreunde höre, muss ich auflachen. »In dem Punkt hab ich mich wohl am meisten verändert. Durch ihn weiß ich, was ich in einem Menschen will. Was ich in einer Beziehung will. Es ist fast so, als hätte er neue Standards gesetzt, die ich nie wieder vermissen will. Neue Boxen zum Ankreuzen, wenn ich neue Menschen kennenlerne.«

Automatisch denke ich an deine Ambition, an deine große Bereitschaft über Probleme zu sprechen, an deinen Unternehmungsdrang. Daran, wie frei ich mich durch dich fühle. Wie groß und bunt die Welt auf einmal ist. Wie unglaublich schön der kleinste und unbedeutendster Moment sein kann. Ich denke daran, wie du mich wegen meiner verrückten Ideen nicht auslachst, nicht einmal eine Augenbraue hochziehst. Ich denke daran, wie sehr du mich immer ermutigst, ich selbst zu sein. Meinen Hobbys und Träumen zu folgen. Einfach mein Ding zu machen. Nicht alles zu überdenken. Ich denke daran, wie du mich mir selbst näher bringst.

»Und das ist irgendwie das Problem«, reist mich Stella aus meinen Gedanken. Fragend schaue ich sie an. »Du siehst die neuen Boxen zum Ankreuzen. Aber du lässt nur zu, dass er sie ankreuzen kann. Du gibst niemand anderem den Stift.«

Ein neues Bild erscheint vor meinem inneren Auge. Die Boxen. Die Eigenschaften, Eigenarten und Charakterzüge, die ich so gerne in einem Menschen sehe. Von denen ich will, dass mein zukünftiger Partner sie erfüllt. Die ich in meinem Leben nicht mehr vermissen will. Die mein Leben zu diesem wundervollen Abenteuer machen. Die Eigenschaften, Eigenarten und Charakterzüge, die ich nur durch dich als erfüllt sehe.

Und nun weiß ich, was ich durch dich geworden bin: Abhängig.