Aha, Geschenkepacker erwischt!

Sabine Steinhoff

von Sabine Steinhoff

Story

Am nächsten Vormittag, als ich wieder wach war, ging ich in die Küche, um Frühstück zu machen. Und tatsächlich. Wieder war alles fein säuberlich eingepackt und stand festlich auf dem Küchentisch. Und noch etwas war anders. Das Schälchen mit den Zuckerwürfeln, von dem Filou manchmal eines bekam, war leer. Filou flötete immer noch freundlich von seiner Stange und seine sonst übliche schlechte Laune war auch am zweiten Tag wie verflogen. Wirklich sonderbar, denn krank war Filou sicher nicht. Ich hatte auch schon so eine Ahnung, wer uns da beehrte, denn die Zeichen waren unverkennbar. Harmonie im Haus, alles in Geschenkpapier gepackt, nächtliches Trippeln, Zuckerstückchen weg. Konnte nur eins heißen und war ganz wunderbar. Aber mehr verrate ich nicht.

Ich legte mich tagsüber aufs Ohr, um für die Nacht fit zu sein. Schon am Abend ging ich dann auf den Dachboden, damit ich unerkannt vom Besuch blieb. Ich setzte mich mucksmäuschenstill in einen Stuhl und wartete. Da, irgendwann hörte ich ein rascheln im alten Schrank hinten in der Ecke. Das war gut so, denn seine Türen standen offen und ich saß gegenüber. Es wurde also wach, meine Chance. Schnell leuchtete ich mit der Taschenlampe in den Schrank. ERWISCHT! Ich hatte es mir schon gedacht. Da stand ein kleiner runder Julenisse. Ein Weihnachtswichtel aus Skandinavien. So putzig anzuschauen, aber tüchtig erschrocken, denn er hatte zum Schlafen seine rote Zipfelmütze abgesetzt und daher war er für mich nun sichtbar. Haben Julenissen sie nämlich auf dem Kopf, kann niemand sie sehen. Um die Weihnachtszeit kommen die kleinen Wichte gerne ins Haus, wenn sie eine Tür finden. Und ich hatte Filou eine kleine Tür in meine Eingangstür gebaut, damit er raus kann, wenn ich noch schlafe. Darüber war der kleine Nisse ins Hexenhaus gekommen. Er tat mir schon fast leid, wie er da vor mir stand, seine rote Mütze in der Hand. Mit einer lustigen, großen Knubbelnase und einem weißen Rauschebart stand er kugelrund vor mir.

„Nicht schlimm kleiner Julenisse. Ich bin nur die Hexe Erdmute, wenn ich dich sehe, macht es nichts. Und wenn du willst, dann fliege ich dich sogar zum Weihnachtsmann, denn dann kannst du ihm beim Geschenke einpacken helfen.“, sprach ich besänftigend auf ihn ein.

Da strahlte der kleine Wichtel übers ganze Gesicht. Er hieß Kluten und war zweihundertzehn Jahre alt. Er liebte es so sehr, alles in Geschenkpapier zu verpacken, doch noch nie war er bis zum Weihnachtsmann gekommen. Nun war er überglücklich, denn sein großer Traum ging in Erfüllung. Da es kurz vor dem zweiten Advent war, machten wir uns gleich auf den Weg und in Windeseile konnte ich ihn im Weihnachtsdorf bei den anderen Julenissen abliefern. Als ich wieder zu Hause ankam, erwartete mich Filou bereits.

„Das wird aber auch Zeit Erdmute. ICH HABE HUNGER!“, nun war also alles wieder beim Alten im Hexenhaus.

© Sabine Steinhoff 2021-10-13

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