“Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld, davon hab‘ ich schon als kleiner Bub geträumt…“ sang 1970 Karel Gott. Die Tschechoslowakei war noch hinter dem Eisernen Vorhang, Deutschland ein geteiltes Land und eine ungehinderte Ausreise für die meisten Menschen ein unrealistischer Traum. Was für ein Glück für den gebürtigen Pilsener, dass er dank seiner Musik uneingeschränkte Reisefreiheit genießen konnte. Der Text zu dem Lied stammt von Fred Weyrich, der sich bei der Übertragung ins Deutsche kein bisschen an das tschechische Original „Hey, hey, Baby“ (Text: Jiri Stajdl, Musik: Karel Svoboda) hielt.
Geboren wurde Fred (eigentlich Alfred) Weyrich am 28. August 1921 in Tauberbischofsheim. Sein Wunsch, ans Theater zu gehen, erfüllte sich erst nach dem Krieg. Er war als Schauspieler und Kabarettist tätig und nahm die ersten Platten auf, darunter “Ein kleines Herz und eine große Liebe”. 160 Platten sind es geworden, einige davon im Duett mit Rolf Simson unter dem Namen Fred und Rolf.
Anfang der 1960er Jahre begann Weyrich für andere Sänger zu schreiben und startete als Musikproduzent durch. Er hatte eine Nase für Talente und entdeckte Nana Gualdi, Klaus Wunderlich an der Hammond-Orgel, Edina Pop und Gunter Gabriel. Der größte Fisch, den er an Land zog, war Alexandra, bürgerlich Doris Nefedov. Sie arbeitete damals bei einem Verlag und soll dem Chef nach einem Streit einen Papierkorb aufgesetzt haben. Der warf sie zwar hinaus, schwärmte aber dem Musikproduzenten vor: „Die hat auf dem Betriebsfest so schön gesungen. Interessiert sie dich?“ Weyrich bestellte die temperamentvolle junge Dame zum Vorsingen und war von ihrer tiefen Stimme begeistert. Bereits die erste gemeinsame LP katapultierte Alexandra – auch der Künstlername war Weyrichs Idee – in lichte Höhen. Wehmütige, auf Russisch getrimmte Lieder – diese Nische war auf dem Schlagermarkt noch frei. “Sehnsucht” hielt sich ein halbes Jahr in den deutschen Hitlisten. Die Karriere, die so vielversprechend begonnen hatte, endete tragisch. Alexandra starb am 31. Juli 1969 bei einem Autounfall.
Fred Weyrich produzierte auch viele Platten mit Ivan Rebroff, einem Berliner namens Hans Horst Rippert, der eine Fellmütze trug und auf Russe machte. Und als Boris Rubaschkin den Modetanz Kasatschok erfand, schrieb Weyrich – ras, twa, tri – den Text dazu. Weitere prominente Namen auf seiner Künstlerliste: Dorthe („Sind Sie der Graf von Luxemburg), France Gall („Zwei Apfelsinen im Haar“), Heidi Brühl, Gerhard Wendland, Nana Mouskouri, Hildegard Knef, Wencke Myhre und Harald Juhnke.
Auch in Radio und TV war der Alleskönner präsent. Sein Talent hat er an seinen Sohn Pit Weyrich vererbt, der als Kameramann, Regisseur und Moderator für das ZDF arbeitete. Weyrich sen. zog sich in den 1990er Jahren an den Ammersee zurück, wo er an seinen Lebenserinnerungen tüftelte. Am 30. Dezember 1999 starb er völlig unerwartet an einem Herzversagen. Die Memoiren blieben unvollendet.
© 2021-07-30