Ich wollt‘ ich wär‘ ein Huhn

Story

Wer kennt sie nicht diese Tage, wo man denkt: Welt, lass mich in Ruhe! Tage, an denen man sich nur eines wünscht: “Ich wollt, ich wär ein Huhn! Ich hätt’ nicht viel zu tun. Ich legte jeden Tag ein Ei, und sonntags auch mal zwei…“ ”

Diesen köstlichen Ohrwurm verdanken wir Hans Fritz Beckmann, einem der erfolgreichsten Textdichter des jungen deutschen Tonfilms. 1936 schrieb er ihn mit dem Komponisten Peter Kreuder für den Film „Glückskinder“. Lilian Harvey und Willy Fritsch, das Ufa-Traumpaar, machten ihn zum Gassenhauer.

Glückskind war Hans Fritz Beckmann nicht unbedingt. Geboren am 6. Januar 1909 in Berlin, wanderte er 1920 mit seiner Familie nach Argentinien aus. Wegen Differenzen mit seinem Stiefvater kehrte er als 19jähriger ohne Geld nach Berlin zurück und schlug sich als Eintänzer durch. Tangotanzen hatte er in Buenos Aires gelernt, und dieser Tanz war in Deutschland groß in Mode. In dieser Zeit schrieb Beckmann auch seine ersten Chanson-Texte und lernte 1934 Theo Mackeben kennen, der damals in der Schlagerwelt schon als Komponist eine große Nummer war.

Mit dem Lied „So oder so ist das Leben“ aus dem Film „Liebe, Tod und Teufel“, gesungen von Brigitte Horney, gelang Beckmann der Durchbruch. Die Platte wurde zu einem Sensationserfolg. Über Nacht hatte sich Beckmann in der Branche einen Namen gemacht, und viele Komponisten wie Theo Mackeben, Peter Kreuder, Friedrich Schröder und Peter Igelhoff rissen sich um seine Texte. Kein Star der 1930er und 1940er Jahre kam an Beckmann vorbei. Viele seiner Lieder wurden Evergreens : „Ich tanze mit dir in den Himmel hinein“ (Lilian Harvey und Willi Fritsch) „Ich werde jede Nacht von Ihnen träumen“ und „Man müsste Klavier spielen können“ (Johannes Heesters), „Du hast Glück bei den Frau’n, Bel Ami“ (Lizzi Waldmüller)“, „Musik, Musik, Musik“, besser bekannt unter dem Titel „Ich brauche keine Millionen“ (Marika Rökk) und „Nur nicht aus Liebe weinen“ (Zarah Leander). Neben fast 1000 Liedtexten schrieb Beckmann auch eine beachtliche Zahl an Filmdrehbüchern.

Nach Kriegsende wurde es stiller um den einstigen Hans-Dampf-in-allen-Gassen. Trotz heftigen Bemühens konnte er nicht mehr an seine alten Erfolge anschließen, obwohl er alles tat, um sich auf veränderten Publikumsgeschmack und das Zwei-Minuten-Dreißig-Diktat der Musikboxen einzustellen. Er schrieb weiterhin Filmmusiken, aber ohne echtes Hitpotential. In Erinnerung geblieben ist das Lied „Lass die Sonne wieder scheinen““ aus dem gleichnamigen Film, das Cornelia Froboess sang.

Die Nostalgiewelle der 1960er-Jahre spülte Beckmanns Ohrwürmer wieder nach oben. Aber das große Revival, das von Max Raabe in den Neunzigern eingeläutet wurde, konnte er leider nicht mehr erleben. Hans Fritz Beckmann starb am 25. April 1975 mit 66 Jahren in München an Lungenkrebs.

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© 2020-11-19

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