„Wochenend und Sonnenschein und dann mit dir im Wald allein. Mehr brauch ich nicht zum GlĂĽcklichsein. Wochenend und Sonnenschein…“
Wer wünscht sich das nicht an einem trüben Montagmorgen? Schon in den 1930er Jahren wussten die Comedian Harmonists ein Lied davon zu singen. Fast neunzig Jahre später kommen noch immer kein Chor und kein A capella-Ensemble an diesem Gute-Laune-Lied vorbei. Die Musik stammt von Milton Ager, der Text von Charles Amberg, der das englische Original von Jack Yellen „Happy days are here again“ sehr frei ins Deutsche übertrug. In den USA erlangte der Song Berühmtheit, weil ihn Franklin Roosevelt 1932 bei der Präsidentsschaftswahl zu seinem Wahlkampfschlager machte.
Karl Amberg, geboren am 8. Dezember 1894 in Kessenich bei Bonn, zog mit 22 Jahren nach Berlin, wurde Werbegrafiker und änderte seinen Vornamen auf Charles. Karl klang wohl für die Weltstadt nicht mondän genug. Amberg hatte einen ausgeprägten Hang zu Nonsens-Texten und zu Dada. Seinen ersten Schlager „Silvia“ veröffentlichte er 1921. Sieben Jahre später begann eine höchst erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Komponisten Fred Raymond. Mehr als 50 Lieder gehen auf das gemeinsame Konto, darunter „Ich reiß mir eine Wimper aus” und „Mein Bruder macht beim Tonfilm die Geräusche“.
Glanzvolle Ausstattungsrevuen waren in den Goldenen Zwanzigern in Berlin sehr beliebt. Ungekrönter König war der Theaterdirektor Hermann Haller mit den sogenannten Haller-Revuen. Eine davon schrieb Amberg 1928 mit dem Komponisten Siegwart Ehrlich: „Schön und schick.“ Als besonderer Ohrwurm blieb das Lied „Ich bin die Marie von der Haller-Revue“ in Erinnerung. Für Nico Dostal schrieb Amberg 1933 das Libretto zu „Clivia“, die zu dessen erfolgreichsten Operette wurde.
Ein Riesenhit war auch der Schlager „Bimbambulla“ (Komponist: Karl Michael May). Mehr als 20 Plattenlabels brachten diesen Foxtrott heraus. Die berühmtesten Interpreten waren die Comedian Harmonists und Josephine Baker, die das Lied 1930 in Paris in dem Varieté-Theater Folies Bergère sang.
Ebenfalls unzertrennlich mit den Comedian Harmonists verbunden ist der Slowfox „Auf Wiederseh’n, my dear“, auch bekannt als „Gib mir den letzten Abschiedskuss“ (Musik: Milton Ager). Die erste Boy-Group der Welt rührte mit diesem Lied auf ihrem legendären Abschiedskonzert im März 1934 in München das Publikum zu Tränen. Auch beim Film mischte Amberg kräftig mit. Er schuf für den letzten Stummfilm von Fritz Lang „Die Frau im Mond“ das Titellied, verfasste 120 Schlager für 64 Tonfilme, 3 Drehbücher, darunter für die Verfilmung des Romans von Ludwig Ganghofer „Das Schweigen im Wald“.
Am Höhepunkt seines Erfolgs verschwand der gefeierte Textdichter und Librettist von der Bildfläche. Eine Internierung im KZ Neugamme ist nicht eindeutig nachweisbar. Charles Amberg erkrankte an Lymphdrüsenkrebs und starb – von der Öffentlichkeit unbemerkt – am 15. August 1946 im Alter von 52 Jahren.
© 2020-11-26