Wer sind wir nochmal?

Und wenn ja wie viele? :)

Sind wir denn die Summe unserer Teile, unserer Erlebnisse, sind wir die Höhen und Tiefen, die wir erreicht haben, sind wir all die zurückgelassenen Hoffnungen und Träume, genauso wie die Gegenwart die alles Bisherige in uns vereint?

Sind wir all die Menschen die uns geprägt haben, die wir bewundert haben, die wir geliebt haben, die wir vielleicht sogar verachtet oder gehasst haben, die wir enttäuscht – die uns enttäuscht – haben? All diejenigen die uns Hoffnung gaben und uns motiviert, angehoben und gefühlt wie neu ausgerichtet haben, wenn wir es gerade mal dringend brauchten? Sind wir nicht auch die Wünsche von früher, die Realität von heute, das neugierige offene Kind in uns, der Zyniker der Zeit, aber auch die Leichtigkeit des Muts, der Stärke und Gelassenheit die wir uns über all die Jahre aufgebaut haben? Sind wir die Heimat all dieser starken Gefühle, die in uns angelegt sind, kommen sie ursprünglich aus uns heraus? Oder sind wir doch mehr das geprägte Produkt unserer Umwelt, unserer Erfahrungen und unserer sozialen Kontakte? Könnten wir lieben, wenn wir nie geliebt worden wären? Oder lieben wir vielleicht erst wahrhaftiger durch die Rückschläge die wir vorher durchleben mussten?

Ich weiß nichts mit Sicherheit, aber denke, dass all dies zumindest ein Teil davon ist, wer oder was wir sind. Meine persönlich erweiterte Theorie dazu ist, dass gewisse Dinge dabei einfach mehr Einfluss auf uns haben als andere. Wir suchen uns anscheinend aber nicht wirklich aus was uns bis ins Tiefste hinein prägt. Manche Dinge legen wir wieder ab, wie einen abgeschlossenen Büroakt den man getrost archivieren kann. Es reicht aus das es war, berührt aber nicht weiter. Wenn das Gegenteil der Fall ist, bereits das bloße Erinnern an etwas gar zu schädlich ist, bleibt noch das Wunder der Verdrängung. Das aber ist wieder eine andere Geschichte.

Warum aber berühren manche Menschen einen tiefer als andere, gehen einem ganz und gar unter die Haut? Warum sind manche Momente stärker in uns eingraviert, obwohl sie nie am Lebenslauf stehen würden? Jemand anderem möglicherweise nicht mal wichtig erschienen?

Hinter dem, was wir zeigen und sagen, sind wir noch so vieles mehr. Nämlich auch alles andere, das wir auf unserem Lebensweg so aufgenommen haben. All das Fantastische, Surreale, Irrationale, Ungreifbare. Für mich ist gerade all das was unter der Oberfläche liegt – oder auch lauert, schlummert – doch erst das Wesentliche. Tiefe, Interessante, Überraschende. Um es mit der wundervollen Frida Kahlo zu sagen: „Surrealismus ist die magische Überraschung, in dem Schrank, aus dem man ein Hemd holen wollte, einen Löwen zu finden.“

Genau diese Löwen interessieren mich! All das, was hinter allgemeinen Erwartungen versteckt bleibt. Das Innerste, der tiefste Kern des Wesens. Das was in einem jeden von uns unverwechselbar und wahrlich einzigartig ist. Das unbewusste, unerklärliche, bewegende, zutiefst ehrlich Berührende…