von Maja Nickles
Bin ich erst alt, wenn die Falten schlagen?
Bin ich dann weise, wenn die Worte graben?
Graben sich tief in die Seelen der Leute.
Manchmal scheint’s, als wär’s eine Meute, die sich selbst in sich begraben hält und mir dann sogleich mein Wesen stiehlt.
Bin ich alt, doch jung geblieben?
Bin ich jung, aber alt im Frieden?
Baue den Frieden in mir, den ich sonst nicht find.
Trage ihn nach außen, doch dann, geschwind, kommen die Leute mit ihrem hohen Alter.
Sie sind erfahren an Falten, aber sonst nicht weiter an Erlebnissen reich, an Frieden sogleich, an Liebe sehr seicht und im Hass ganz breit!
Muss ich erst Falten schlagen, damit man mir glaubt?
Muss ich erst hassen, damit man mir traut?
Muss ich das Müssen erlernen, die Freiheit verlieren, damit man mir glaubt, dass man uns das Freisein klaut?
Muss ich erst sterben, damit man dann sagt:
„Ein trauriges Schicksal, wie konnt’s so weit kommen? Ein so junger Mensch, aber in der Seele besonnen. Hätten wir doch einmal zugehört, unseren Hass abgelegt, uns nicht an Liebe gestört.“ ?
Es ist immer einfach auf die Jungen zu schlagen, denn:
„Sie sind das Leben und wollen UNS etwas sagen? Uns, den erwachsenen, erfahrenen Leuten!
Werd‘ erstmal alt, dann wird’s euch schon läuten, dass die Liebe nicht des Rätsels Lösung ist – dass das einzig Wahre sich durch Hass besticht!
Durch Hass und Gier, durch Besitz und Regeln.
Denn sieh‘ mich an.
Das ist mein Leben. „
Doch was sollt‘ Schlimmes passieren, wenn wir den Hass ersetzen?
Was soll geschehen, wenn wir die Gier aussetzen?
Wenn wir Besitz verschenken und nicht durch Regeln lenken?
Dann leben die Leute mit ihrem hohen Alter. Sind erfahren an Falten, aber sonst auch weiter an Erlebnissen reich, an Frieden sogleich, an Liebe sehr breit und an Hass ganz seicht.
© Maja Nickles 2024-05-03