Werdet wie die Kinder

rebella-maria-biebel

von rebella-maria-biebel

Story

Heute drĂĽckt mich eine Sorge: Zamba ist seit vorgestern nimmer heimgekommen.

„Na geh, eine Katze geht halt im FrĂĽhling strawanzen, ist doch kein Grund, dich aufzuregen!“ sagen andere. Sag ich mir auch selbst. Aber die Sorge bleibt, weil Zamba keine Strawanzerin ist. Hm, doch, ist sie schon, aber immer nur stundenlang nie tagelang. Und dann taucht noch so eine Erinnerung auf…

Da ist eine Besonderheit um Ramba und Zamba. Als wir hierhergezogen sind, hatten wir zwei Geschwisterkatzen. Alwin und Lilith. Alwin pechschwarz und zart, Lilith dreifärbig und besonders hingebungsvoll. Nicht nur äusserlich sehen Ramba und Zamba den beiden sehr sehr ähnlich. Öfters schon hab ich gesagt, sie kommen mir vor wie die wiedergeborenen Alwin und Lilith (wobei ich daran natürlich schon meine Zweifel hatte!). Lilith wurde 18 Jahre.

Alwin kam eines Tages nimmer heim…

„Lieber Gott…“ wiederhole ich ständig tonlos. Damit richte ich mich in kindlicher Naivität an eine Hoffnung, die irgendwie alles ganz einfach wieder gutmachen kann. Ich meine damit nicht den biblischen Gott, sondern etwas viel Einfacheres, vielleicht sowas wie einen Notfallsschutzengel.

Wie oft hab ich ihn in meiner Kindheit herbeigerufen. Damals wars noch das Jesulein. Bei ihm fĂĽhlte ich mich aufgehoben und verstanden.

Wenn meine Eltern wieder mal lautstarken Streit hatten, ich mich voller Angst irgendwo verkroch. Dass die beiden, bitte aufhören mögen! Bitte, Jesulein, mach es wieder gut!

Einmal war ich im Mamabett eingeschlafen und träumte, ich sei am Klo. Und pinkelte in Mamas Bett. Ich wurde davon munter und hatte eine Heidenangst vor der Strafe und überhaupt. Scham und Schuld und Angst. An wen hätte ich mich wenden sollen? Da gab es nur das Jesulein.

Später hab ich wohl die Redewendung der Erwachsenen ĂĽbernommen „Oh Gott…“. Ich meinte zwar immer noch das Jesulein, aber es wurde weiter, umfassender. War nimmer eine Wesenheit aus dem Religionsunterricht. Nicht mehr so eingeengt, ausschliesslich fĂĽr privilegierte Christen. Es war *Etwas*, das fĂĽr alle dawar, die in Not waren. Ein Hoffnungsschimmer. Eine schĂĽtzende Hand…

… die sich jetzt, bitte ĂĽber unsere Zamba auftun und ihr den Weg nach Hause weisen möge…

Vorhin hat mein Lieb leise gesagt „Unser Gankerle wird wohl nimmer heimkommen“, ich hab gar nicht reagiert. Wie in meiner Kindheit will ich hoffen, dass *Es* alles gutmacht…

Und jedesmal, wenn die Katzenklappe geht, hoffe ich dass das kleine Schwarzerle reinkommt, lauthals maunzt und endlich was zum Futtern will. Ich hoffe und bete… auf meine kindliche Art…

(Zamba am Foto!)

© rebella-maria-biebel 2019-04-11