von SusiBock
Ich habe vor 20 Jahren gewettet, dass mein erstes Buch im Jahr 2010 erscheinen wird. Heute ist der 25. Jänner 2021 und ich bin spät dran. Wirklich spät. Wetten ist so eine Sache und eigentlich viel zu gefährlich für mich, zumindest wenn es um größere Summen, Anschaffungen oder Dinge geht, die ich nicht wirklich will.
Meinem Mann schuldete ich beispielsweise jahrelang ein verwildertes Stück Grund mit einem abbruchreifen Häuschen in der tschechischen Stadt Přerov[1], das ich eben so im Vorbeigehen beim Knofeln[2]verloren hatte und er liebevoll sein „Gartenplatzl“ nannte, in dem er in damals noch sehr ferner Zeit seinen wohlverdienten Ruhestand zu verbringen gedachte. Nun ist der Ruhestand da, das Gartenplatzl nicht.
Einer verlorenen Wette hatte ich auch zu verdanken, dass im Jahr 2005 ein Wellensittich-Pärchen bei uns einzog, das uns jeden lieben langen Tag mit fröhlichem Gezwitscher unterhielt, auf Wände und anderswohin kackte und auch sonst nicht das machte, was wir wollten (zum Beispiel sprechen). Im (sehr empfehlenswerten) Buch „Picknick mit Bären“ von Bill Bryson habe ich gelesen, dass Elche die dümmsten Tiere dieser Welt sind. Elche sehen nicht nur seltsam aus, sie sind auch sehr verwirrt. Ihre Beine scheinen voneinander und auch vom Gehirn getrennt zu agieren – so kann es passieren, dass ein Elch, der die Straße überqueren will und von einem Auto gestört wird, nicht weiß, ob er jetzt in die eine oder andere Richtung laufen soll. Er versucht, wegzulaufen, aber jedes Bein in eine andere Richtung. Am Ende steht er wieder im Wald und weiß nicht, warum. Bill Bryson nennt das „einen unübertrefflichen Mangel an Intelligenz“. Nun, ich kenne Lebewesen, die diesen Mangel übertreffen: Unsere Wellensittiche.
Im Jahr 2009 schenkte uns meine Mutter einen Brutkasten und einige Zeit später kamen drei Junge zur Welt. Mama und Papa Wellensittich flogen elegant, wie Vögel das nun mal so tun. Die drei Kleinen waren nur wagemutig im Käfig, es flogen aber nur die Federn. Leider starben die Eltern viel zu früh – Papa Wellensittich nutzte eine winzige Sekunde, um durch einen winzigen Spalt der offenen Terrassentür in die ewigen Jagdgründe zu fliegen. Mama Wellensittich starb ein Jahr später aus Gram. Die lieben Kleinen machten es sich im Käfig gemütlich, obwohl mein Mann einen schönen Spielplatz mit Naturästen in der Wand, Seilen und Kletterstangen gebaut hatte, sie wurden fernsehsüchtig und vergaßen, wofür Flügel eigentlich gut sind. Dafür schrien sie lauthals vor Begeisterung, wenn mal ein guter Film lief. Und vergesslich waren sie auch: Das allwöchentliche Käfigputzen war jedes Mal ein neuer Schreck – Panikattacken und Ausreißversuche samt Bruchlandung inkludiert. Wir schafften es ohne den elterlichen Beistand nicht, Tick, Trick und Track zu sozialisieren. Ich hoffe aber, dass sie nun im Vogelhimmel bei ihren Eltern wenigstens fliegen gelernt haben.
[2]Knobeln, um genau zu sein: Schere, Stein, Papier
© SusiBock 2021-01-25