Wetzlar, unsere zweite Heimat

Irene Schmidt

von Irene Schmidt

Story

Wetzlar wurde im Laufe der Jahre zu unserer „Zweiten Heimat“. An keinem anderen Ort haben wir länger gewohnt.

Sabine, die in Gießen studierte, wohnte erst in einem Studentenwohnheim . Später dann in einer Wohngemeinschaft, gemeinsam mit zwei Studenten der Zahnmedizin. Als wir sie dort besuchten, sie hatte ihr Zimmer mit einem hellen Teppichboden ausgelegt, sah sie strafend auf unsere Füße. Wir hatten die Schuhe nicht ausgezogen. Nachdem sie mir jahrelang erklärt hatte, dass ich zu pingelig wäre, lief bei ihr nun ein ähnliches Muster ab. Sie besuchte uns regelmäßig und sang sogar einige Zeit im Wetzlarer Domchor mit. Während eines Auslandsemesters schrieb sie ihre Diplomarbeit in Israel. Die dazu nötigen guten Englischkenntnisse hatte sie sich in Sydney angeeignet, wo sie einige Monate bei Manfreds Schwester Christa eingeladen war.

Andreas besuchte die Oberstufe der Goetheschule. Mit großer Begeisterung machte er in der Musicalgruppe der Schule mit. Auch im Domchor war er ob seiner gesanglichen Fähigkeiten ein begehrter Sänger. Nach bestandenem Abitur praktizierte er für ein Jahr in einem Wetzlarer Architekturbüro. Zu seiner Freude bekam er einen Studienplatz an der Technischen Universität in Graz. Schon als Teenager war die Architektur sein großer Traum.

Martin war in der Grundschule ein guter und problemloser Schüler. Dieser Zustand hielt sich allerdings nicht über die ganze Schulzeit. Er war ebenfalls mit Begeisterung Mitglied in der Musicalgruppe. Mit mäßigem Erfolg schaffte er sein Abitur; Schauspieler zu werden war sein ersehntes Berufsziel. Nach dem vierjährigen Besuch einer privaten Schauspielschule in Freiburg bekam er nach seinem Abschluss ein Engagement am Jugendtheater in Bonn. Dort wurde im klar, dass er einem Beruf nachging, in dem nur „Wenige“ langfristig erfolgreich sind. Vorsorglich hatte er sich um einen Studienplatz für Psychologie beworben und bekam diesen in Marburg an der Lahn. Seine erworbenen schauspielerischen Fähigkeiten setzte er als Mitglied im Marburger Kellertheater und in der Regie der Musicalgruppe seiner alten Schule um.

Aufgrund meiner Reisen in viele Länder unserer schönen Welt konnte ich viel Erfahrung sammeln. Aus Anerkennung für die herzliche Aufnahme, die ich mit meiner Familie in der Wetzlarer Domgemeinde gefunden hatte, organisierte ich mehrere Reisen in meine Heimat.

Die erste Fahrt war eine Pilgerreise nach Mariazell, bei der wir auch in meinem Heimatort Station machten. In den folgenden Jahren waren Graz, Wien und Salzburg begehrte Ziele, die Busse waren immer voll besetzt. Bei jeder der Fahrten habe ich unsere musischen österreichischen Familienmitglieder mit einbezogen. Das gebotene Programm wurde von „meinen“ Wetzlarern begeistert angenommen. Natürlich habe ich stets ein Abschlussfest mit österreichischen Schmankerln eingeplant.

Höhepunkt war der Besuch des Wetzlarer Domchores in Schöder, von dem die Sänger heute noch schwärmen.

© Irene Schmidt 2020-09-01

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