What’s in a Name?

Silvia Peiker

von Silvia Peiker

Story
Vienna English Theatre

Namen sind Schall und Rauch!, gibt Goethes Faust Gretchen zu verstehen. Diese Ansicht kehrt die französische Komödie What’s in a Name? jedoch im Handumdrehen ins Absurde, wenn die fünf Mitglieder einer Familie beim marokkanischen Dinner, von Gastgeberin Elizabeth den Angehörigen liebevoll kredenzt, über die Bedeutung von Vornamen debattieren. Die von Elizabeths jüngerem Bruder Vincent inszenierte Farce rund um den kolportierten Namen Adolf für das in Bälde erwartete Baby schaukelt die Gemüter hoch, wenn sein Schwager Peter, ein versnobter Literaturprofessor, die Unmöglichkeit des historisch belasteten Vornamens betont. Denn es ist nicht egal, ob man diesen mit f oder ph schreibt, oder? Infolge geraten auch kurzerhand die ungewöhnlichen Namen von Elizabeths und Peters Kindern Apollinaire und Gooseberry ins Kreuzfeuer der Onomastik.

Die Lachmuskeln der Zuschauer werden gekonnt trainiert, denn Matthieu Dellaportes und Alexandre de la Patellières vergnügliches Theaterstück feiert zu Recht auf zahlreichen europäischen Bühnen sowie als Verfilmung, in der deutschen Fassung „Der Vorname“, fulminante Erfolge. Eine Pointe jagt die nächste, indem das gesellschaftskritische Play immer wieder für Überraschungen sorgt, als sowohl der loyale Ziehsohn der Familie Carl als auch die werdende Mutter Anna und der besserwisserische Peter ein lang gehütetes Geheimnis offenbaren. Denn offensichtlich ist niemand frei von Vorurteilen und Ressentiments, die sich zum Glück letztendlich in Wohlgefallen auflösen.

Thomas Wingfield aka Vincent, der 2024 in Sherlock Holmes: The Sign of the Four als cleverer Detektiv brillierte, überzeugt in seiner Rolle als zynischer Immobilienmakler genauso wie sein exzentrischer Begleiter Watson, der nun als Carl, der seinen „Frevel“ beichtet, das Publikum nachdenklich stimmt. Daphne Kouma, die eine aufopfernde Elizabeth mimt, animiert mit einem aufrüttelnden Monolog, der den Männern ihrer Familie den Kopf zurechtrückt, zum Szenenapplaus, während ihr Ehegatte, souverän gespielt von Alex Boorman, nicht ungeschoren davonkommt.

Abschließend möchte ich den Nomen-est-Omen-Reigen mit einem eigenen skurrilen Erlebnis in jungen Jahren schließen. Ich hatte einen Vorhang bei einer bekannten Möbelfirma bestellt und während ich geduldig mit anderen Kunden wartete, tönte zunächst laut vernehmbar: Herr Frosch! aus dem Lautsprecher. Der arme Mann nahm flugs seine Beine in die Hand und eilte mit hochrotem Kopf zur Warenausgabe. Meine Mundwinkel, die sich ob des auffälligen Nachnamens nach oben gebogen hatten, wanderten kurzerhand nach unten, als bald darauf: Frau Lurch! durch die Halle schalte. Da sich keiner der Anwesenden bemüßigt fühlte, seinen Sitzplatz zu verlassen, konnte nur meine Wenigkeit gemeint sein. Mein Mädchenname, der Lorich lautet, hatte wohl während der Wartezeit Staub, pardon Lurch, angesetzt.

Eigenes Foto: Irgendwo von Matthew Wong






© Silvia Peiker 2025-06-14

Genres
Romane & Erzählungen
Stimmung
Emotional, Komisch, Unbeschwert
Hashtags