Kareth Veskal:
Während Menschen und Myrrkathi eher als Denker auftreten, fungiert seine Rasse als Krieger. Alles an ihnen ist für den Kampf ausgelegt. Nicht nur die Haut, auch die geschmeidigen Bewegungen und Stärke zeichnet sie aus.
Irgendwann wurde das Kämpfen mit den bloßen Händen jedoch auf Waffen umgelegt. Und nun steht er hier: Ein Vel’korr in den besten Jahren, mit einer Laserpistole, welche nutzlos in dem Halfter an seinem Rücken hängt, in modernerer schwarzer Kampfausrüstung.
Kareth blickt sich in der großen Halle um. Irgendwie spartanisch eingerichtet. Man würde gar nicht meinen, dass gerade hier einer der technisch herausforderndsten Vorgänge stattfinden soll: Exoplanetare Zeitsprünge.
Er ist nicht in die Details der Mission eingeweiht, aber langsam beschleicht Kareth das Gefühl, dass Tavyc doch nicht untertrieben haben könnte. Spätestens als er aus seiner Ecke heraus einen Blick auf ein sehr hochrangiges Mitglied der Menschen erhascht.
Warum muss dieses Experiment überhaupt auf seinem Heimatplaneten stattfinden? Kareth unterdrückt das aufsteigende ungute Gefühl.
„Kareth Veskal!“, ertönt eine unüberhörbar gestresste Stimme. Tavyc stolpert wild winkend im Laufschritt auf ihn zu. Nun, er ist die Ausnahme, was die Wildheit und Kampfeslust der Vel’korr betrifft. Schon seit er denken kann, war der Kleinere ständig über seine eigenen Füße gestolpert.
Anstatt vor Kareth stehenzubleiben, packt ihn dieser kurzerhand an der Schulter und zieht ihn mit.
„Wie schön, dass du es geschafft hast! Melara hätte die ganze Mission abgeblasen, wenn nicht zumindest ein Sentinal dabei gewesen wäre!“
Ah, nun ergibt sein Flehen Sinn. Einen Sentinal bekommt man nur sehr schwierig in seinen Dienst, denn diese sind weder an Gesetze noch an Vorgesetzte gebunden und stehen in der Hierarchie als ‚Ordnungshüter der Galaxie‘ weit oben. Meistens bestehen die Aufgaben eines Sentinals aus höchst komplexen militärischen Missionen, nicht aus Türsteher Jobs. Tavyc tippt in beeindruckender Geschwindigkeit auf seinem transparenten NexPad herum.
„Es geht los“, meint er und deutet auf die glasigen Zylinder, in welchen die dunkel gekleideten Agenten stehen.
Ein grelles Licht erhellt die Halle einen Moment lang in einem satten Blau, bis es nach kurzer Zeit wieder verschwindet und anstatt der Agent ein verwirrter Mensch im Schlafanzug im Zylinder zurückbleibt.
Kareth verschränkt die Arme vor der Brust und betrachtet den wild strampelnden Mann, bis ein Gas in die Kammer geleitet wird, welches ihn schnell zum Einschlafen bringt. Argwöhnisch betrachtet er die weiteren acht Glaszylinder.
„Wofür holt ihr noch mal Menschen aus dem Jahr“ Kareth wirft einen Blick auf Tavycs NexPad „2025 von der Erde her?“
Der Wissenschaftler wirft Kareth einen vorwurfsvollen Blick zu und versteckt das NexPad hinter seinem Rücken. „Ich kann dir die Mission nicht verraten, aber so viel: Um Zeitsprünge durchzuführen, kann man nicht einfach endlos Agenten in die Vergangenheit schicken. Sie müssen den Platz eines bereits bestehenden Individuums einnehmen, um das Raum-Zeit-Kontinuum nicht zu gefährden. Und für die Zeit der Mission muss der Mensch aus der Vergangenheit den Platz tauschen, mit Leuten von uns.“
© Magdalena Herrmann 2025-04-22