Who the fuck is Eichi-Oma?

Story

Eines Tages kam meine flüchtige Paddelbekanntschaft heim und erzählte von der Senior-Chefin, der “VW-Oma”. Da hörte ich so etwas zum ersten Mal. Dass eine Oma sich – oder die Enkel ihr – zur Unterscheidung von anderen Omas, die sich ja in letzter Zeit unkontrolliert vermehren und auch noch uralt werden, einen Spezialnamen zulegt/verpassen.

Bei uns war damals von Enkeln nicht die geringste Spur. Wir wussten auch nicht, ob es jemals dazu kommen würde. Die Generation „no bock auf nothing“ war gerade am Ruder. Doch ich überlegte schon, ich denk immer so viel. Er sagt oft zu mir: Wos denkstn du imma so vüll?

Ich schaute mich prophylaktisch um, was mich unterscheiden könnte von anderen Omas. Im Garten wurde ich fündig. Ich hatte einen Teich. Dieser Teich, wie alles, was ich angehe, spielte zur Zeit seiner Entstehung die zentrale Rolle in meinem Leben. In Briefen, Worten und Taten schwärmte ich von ihm.

Der Sohn einer Schulfreundin hatte ihn angelegt. Er kam aus Salzburg, mit dem Zug und einem Kübel Wasser, in dem er Posthornschnecken und andere essentielle Bewohner mitführte. Eines Morgens lag Hubsi in unserem Garten, in seinem Schlafsack. Er wollte uns nicht wecken.

Die Aushubarbeiten mithilfe der Stiefsöhne begannen noch am selben Tag. Als A. nach der Arbeit heimkam, sagte er: Sch… mich an, wird der groß! Es sah aber nur so aus mit der ausgebreiteten Folie. Es wurde ein allerliebster kleiner Teich. Einige Jahre kam auch ein entzückender hellgiftgrüner Frosch, der im Sommer, wenn es so richtig heiß war, mit den Vorderhufen auf einem Teichrosenblatt hing, den Arsch im kühlen Wasser. Ich taufte ihn Willi, nach dem Namen im Kalender, am Tag, als ich ihn erstmals sah.

Ich wollte „Teich-Oma“ heißen. Es dauerte dann noch fast zehn Jahre, bis es so weit war. Als der erste Enkel seine Sprachwerkzeuge auspackte, trug ich ihm und seinen Eltern meinen Wunsch vor. Es fehlten ihm noch ein paar Buchstaben im Zauberkasten, u.a. das harte t. Dagegen war das i bereits im Überfluss vorhanden, so dass er eines großzügig hinten anhängte. Geboren war die „Eichi-Oma“.

Ich werde, glaube ich, sogar testamentarisch festlegen, dass dieser Name auf meinen Grabstein kommt. Sieht doch gleich besser aus als „Ex-Pressechefin mit abgebrochenem Russisch-Studium“. Oder „Doppelte Haushälfte-Besitzerin i.R.“.

A. hingegen machte sich, wie so oft, gar keinen Kopf. Musste er nicht. Er kam eines Tages mit einem blauen Auge an. Das hatte er sich zugezogen in einer Radweg-Unterführung beim Augarten. Ein gegenläufiger Pedalritter, so ein wahnsinnig sportlicher Sportstudent in Ganzkörperneonfunktionskleidung, der einen Helm trug mit spitzem, schmalem Schild, fuhr unter Opa’s Helm hinein. Da war klar: Das ist unser „Augi-Opa“!

Anlässlich eines großen Familientreffens, bei dem alle Opas und Omas angetreten waren, rückversicherte sich einer unserer mittlerweile fünf Enkel mit der Frage: Gell, Eichi-Oma, der Augi-Opa ist DEIN Opa, oder? Genau, der gehört (zu) mir!

© 2019-12-03

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