Wo bin ich? Ich bin gefangen in meinem Körper in einer Welt, die sich leben nennt. Es wurde entschieden, dass ich geboren werde. Jz bin ich auf mich allein gestellt und muss sehen, wie ich klarkomme, obwohl ich das eigentlich nicht wollte. Ich stehe irgendwie neben mir und schaue hoffnungslos in meine Zukunft. Doch warum? Wer lässt mich so denken? Es ist die Gesellschaft. Angefangen mit Lehrern, die einem sagen, man sei zu dumm um Abitur zu machen gar zu studieren. Man würde es vielleicht gerade so schaffe. Später sind es Menschen die mich auf mein Aussehen und meinen Körper beschränken. Bei anderen ist es vielleicht die Religion oder deren Herkunft. Und das nennt sich Leben? Ich dachte, das Leben soll schön sein. Ich dachte, das Leben soll mich glücklich machen und spaßig sein. Ich sehe nur Dunkelheit, wenn ich ans Leben denke. Wofür lebe ich? Für Verurteilung? Fürs Perfekt sein? Aber was ist Perfekt? Wer hat Perfekt definiert? An welchen Maßstäben soll man sich orientieren? Hab ich was erreicht, wenn ich berühmt und unglücklich bin? Wenn ich mich in tausende suchten, stürze nur, um Perfekt sein zu haben? Oder hab ich Perfekt, wenn ich mich kaputt arbeiten und studieren muss, um irgendwie über die Runden zu kommen. So ist es nicht sagen sie. Geld ist nicht alles sagen sie. Nein? Man kann auch ohne viel Geld glücklich sein sagen sie. Ja? Wenn das der Fall ist, warum bekomme ich jeden Tag was anderes gesagt. Wenn du Handwerker wirst, hast du nichts erreicht im Leben. Wir sind auf dem Gymnasium, wir werden keine Harzis (Hartz4 Menschen). Sei doch glücklich sagen sie. Es ist doch nicht so schwer. Geh raus und genieße das Leben. Aber was bedeutet es das Leben zu genießen. Jeden Tag Schule, dann ist es studieren, denn eine Ausbildung ist sich am Gymnasium gar nicht auszudenken, arbeiten und danach überleben denn die Rente reicht gerade mal für die Grundversorgung aus. Mein Wunsch war es mal die ganze Welt zu bereisen, wenn ich alt bin. Aber das Rentenalter liegt fast bei 80 also sterbe ich wahrscheinlich an meinem Arbeitsplatz, an dem ich nicht glücklich bin denn Menschen haben, mich gezwungen was zu tun, was Geld einbringt, denn kein Geld gleich kein Leben. So wird es einem zumindest gesagt. Wieso bist du depressiv? Wieso? Wieso nicht? Ist wohl eher die Frage. Egal welchen Schritt man gehe wird man verurteilt, egal was man tut es ist nie gut genug. Es ist nicht perfekt … wir sind nicht perfekt … Ich bin ein 17-jähriges Mädchen was aufs Gymnasium geht und mit diesen Vorstellungen jeden Tag konfrontiert wird. Ich beschäftige mich schon lange damit. Ich werde verurteilt, sei es Lehrer oder die ganze Gesellschaft. Ich passe nicht ins Bild, denn ich habe auch schon Schäden vom Druck und den Erwartungen anderer getragen. Ich versuche mir diese Fragen zu beantworten und mich selbst zu finden. Den wer bin ich? Wer bist du? Wer definiert uns? Wir? Oder die anderen? Die Antwort lautet beide. Aber wer soll Recht behalten?
© Polina Samorodnytska 2024-06-19