Wie alles anfing – 2

Maya Müller

von Maya Müller

Story

Aber bevor ich mir überhaupt die ganzen Gedanken gemacht habe, muss ich, glaube ich, ganz von vorne beginnen. Wieso nicht den Titel wählen: “Wie alles anfing?”. Na gut, ich fange dann mal an… mit dem Anfang.

Es war ein ganz normaler Schultag am 13. März 2019. Einige haben schon zweifelnd nach Wuhan geblickt, die Augenbrauen zusammengezogen und es dann ignoriert. Wird schon nicht nach Deutschland kommen. China ist ja das Symbol des Fortschrittes, die werden sich schon noch etwas einfallen lassen. Waren wir naiv? Wohl kaum. Wir haben nur gedacht, dass ein Problem an einem Ort bleibt. Was wir nicht sehen, interessiert uns nicht. Es gab ein paar Stimmen, die sagten, welches Ende das haben wird. Wir haben sie überhört. Aber die Nachricht, dass der erste CoVid19-Fall in Deutschland ist, ich glaube, das war in München, hat uns in riesigen Schrecken versetzt. Heute lachen wir darüber. Ein Fall und alles dicht. Das könnten wir uns im Moment ja nur wünschen. Wir haben tatsächlich alles richtig gemacht, wie erst viel später festgestellt wurde. So richtig, dass wir im Sommer schon die ersten Lockerungen über uns ergehen lassen konnten. So richtig, dass später die zweite Welle und dann auch die dritte gekommen ist.

Aber es war ein ganz normaler Schultag, dieser verhängnisvolle 13.März. Ich weiß das Datum noch ganz genau, weil es so viel bedeutet hat. In der Schule standen wir frühmorgens auf dem Schulhof, unsere einzige Sorge die Tests, die wir bald schreiben würden. Doch in der ersten Pause änderte sich das. Die Schulen werden geschlossen!, lautete jetzt die Botschaft. Freude war ausgebrochen, niemand ahnte, dass wir die Schule einmal vermissen würden.

In der letzten Stunde für lange Zeit bekamen wir dann endlich mitgeteilt, was los war. Nach einer Lehrerkonferenz stand es dann fest: Schulschließung. Niemand wusste so genau, was dieses Wort für uns bedeuten würde. Es war nur klar, dass wir zunächst einmal nicht einmal Arbeitsaufträge bekommen würden. Schließlich musste die Schulplattform überholt werden. Wir gingen nach Hause. Ohne Mundschutz, dafür mit vielen Umarmungen. Wer wusste, wie lange wir uns nicht sehen würden. Ich glaube, schon damals haben wir gespürt, dass die Schulschließungen nicht nur eine Woche lang dauern würden. Es hat sich irgendwie traurig angefühlt, zu gehen, und nicht zu wissen, wohin. Homeschooling, wurde wenige Wochen später mitgeteilt. Vom Ministerium. Mittlerweile kann ich die Namen der Minister und Professoren schon auswendig. Stefanie Hubig, die Bildungsministerin. Olaf Scholz, der Finanzminister. Aber sie alle sagten mir da noch nichts. Nur die Gesichter kamen wir vage bekannt vor. Wir bekamen haufenweise Arbeitsaufträge. Und das war der Moment, an dem wir begriffen, dass wir die Schule vermissten. Die Schule, unsere Freunde, und eigentlich alles.

© Maya Müller 2021-03-08

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