Wie fängt man eine schwarze Mamba?

Fleckerlteppich

von Fleckerlteppich

Story

Mein Sohn sitzt mit seiner Freundin auf dem Sofa, in Südafrika, im Marloth Park. Sie leben dort. Sie sind Safariguides. Auf dem Boden liegt etwas… Exkremente einer schwarzen Mamba. Beide nehmen die Füße hoch, sie könnte unter dem Sofa sein. Der Blick kreist, suchend, abwartend. Die Schlange findet sich endlich im Schilfdach, angeschmiegt an die Dachkonstruktion aus Holz, fast unsichtbar. Es wird der Snake Handling Man geholt. Er kommt und fängt den ungebetenen Gast. Er ist Teil einer Organisation, der Lowveld Venom Suppliers, die Kurse anbieten.

Und 2 Wochen später sind wir dort. Wir dürfen einen Snake Handling Course besuchen, werden Theorie und Praxis lernen. Die Spannung ist groß. Neun Leute sind wir, darunter einige Studenten aus der Gegend, ein Schweizer, der hier lebt und wir als Touristen. Der Kursleiter hat viele Plastiktonnen dabei, darinnen verschiedenste Schlangen.

Voller Interesse hören wir über die verschiedenen Gifte, ihre Wirkung, erste Hilfe, Gegengifte, Umgang mit den einzelnen Spezies, besondere Verhaltensweisen, Angriffsstrategien der Schlangen, Körperbau und Fluchtverhalten.

Die Puffotter z. B. flieht nicht, sie harrt aus, baut auf Tarnung. Wird es eng, attackiert sie. Der Python erwürgt sein Opfer, kann aber auch empfindlich beißen. Tut er dies, ist es schwierig seine Kiefer wieder zu lösen, alles ist auf nach Innen befördern ausgerichtet. Die schwarze Mamba verfolgt ihr Opfer, greift an, die Baumschlange fällt vom Baum auf ihre Beute, die Speikobra zielt auf die Augen ihrer Kontrahenten, die Stilettschlange hat die Zähne seitwärts am Kopf, beißt nicht, sondern schleudert den Kopf hin und her.

Nachmittags geht es zur Praxis. Einer meint, ob die Schlangen eh die Giftzähne entfernt bekamen. Nein, alles Wildfänge der letzten Tage, werden morgen wieder in die Natur entlassen! Manch einer bekommt weiche Knie. Der Reihe nach werden die Tonnen geöffnet. Wir arbeiten nacheinander mit Puffotter, Mosambik Spitting Cobra, Boomslang und schließlich der schwarzen Mamba – die eigentlich grau ist, nur das Innere ihres Mauls ist schwarz. Mit der Schlangenzange lernen wir die Schlange aus dem Gras zu nehmen. Nicht zu weit hinten fassen, sonst kommt der Kopf zurück zur Hand, dann das Schwanzende mit der Hand ergreifen und die Schlange in einer Tonne sichern, Deckel drauf, gut verschließen! Sind wir anfangs noch sehr unsicher, kommt die Sicherheit mit dem Tun. Es schwindet die Angst, es bleibt der Respekt und die Bewunderung für diese wundervollen Tiere, denen soviel Böses angedichtet wird. Sie sind warm und trocken, unglaublich geschmeidig und wunderschön.

Einige Wochen später treffen wir bei einer Wanderung auf eine Kreuzotter, sie ist auf dem Weg und windet sich um unsere Stiefel, sucht das Weite. Da ist keine Angst mehr vor der Schlange, sondern nur Freude an ihrer Erscheinung und Schönheit.

© Fleckerlteppich 2021-01-26

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