Wie faul sind Lehrer:innen wirklich?

Helga Trautsch

von Helga Trautsch

Story

Nun ein wenig zu den Lehrer:innen selbst, sie gehören ja auch zum pädagogischen Dreieck.

Wenn sich die Klassenzimmertür schließt, dann beginnt der Unterricht. Das bedeutet, dass wir von unseren Lehrerkolleg:innen wenig bis gar nicht wissen, wie sie ihren Unterricht gestalten, wann, wo und wie sie die Vor- und Nachbereitung durchführen und wie lange selbige dauern. Da kann man nur erahnen wie viel Zeit das „verschlingt“. Es bleiben trotzdem viele freie Tage übrig, für die die Lehrer:innen beneidet werden. Ich persönlich kenne kaum Pädagog:innen, die ausschließlich wegen der Ferien den Lehrberuf ergriffen haben. Wahrscheinlich besteht eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Schauspielerberuf. Wie viele Außenseiter:innen ahnen, wie groß der Aufwand für einzelne Darsteller:innen ist, bis sie den Schlussapplaus für ihre Leistung erhalten oder ausgepfiffen werden! Es ist ein einzigartiger Beruf, der keine Umsätze, keine Gewinnmaximierung erbringt. Er richtet sich an das Geheimnis Kind in seiner Gesamtheit. Wir streuen Samen, erst später geht die Saat auf. Wir bauen ein Fundament, das zwar unsichtbar bleibt, aber die Voraussetzung für das Bildungsgebäude ist. In gar nicht so wenigen jungen Menschen geht das von uns gepflanzte „Saatgut“ erst Jahre später auf. Manchmal laufen sich ehemalige Schüler:innen und Lehrer:innen über den Weg und drücken einander ihre Wertschätzung aus. Schulkindern in Gestalt junger Erwachsener begegnen, staunen wir bisweilen über das, „was aus ihnen geworden ist“. Kathi, ein kleines Mädchen, jetzt eine betagte Frau, entschloss sich vor vielen Jahren, selbst Lehrerin zu werden. Warum? „Ich möchte nicht, dass ein Kind in panische Angst gerät, wenn es in der Schule oder zuhause lesen soll, weil es die Folgen kennt, aber nicht die Ursache!“ Wenn Kathi lesen musste, hieß alles “Mama”. Doch bei einem Schulausflug konnte ich ihr Vertrauen gewinnen. Wir waren im Stephansdom und plötzlich musste sie sehr dringend auf die Toilette. Schnell schnappte ich sie und trug sie bis zum Ziel. An diesem Tag erzählte ich ihr von Erlebnissen meiner eigenen Kindheit. Mir wurde schwarz vor den Augen, wenn ich lesen sollte. Ich erlebte ein richtiges Blackout. Zusätzliche, lustige Lernspiele halfen Kathi ihre Leseschwierigkeiten zu überwinden und schon nach wenigen Wochen hatte sie keine Angst mehr zu Lesen.

Was sich wahrscheinlich alle Lehrer:innen wĂĽnschen ist, dass Vorgesetzte, Eltern und Kinder ihnen Vertrauen schenken. Doch nun zurĂĽck zur Schulbank, die wir alle einmal gedrĂĽckt haben! Ich selbst kehrte ja als Lehrerin in die Schule zurĂĽck und will Sie noch ein wenig hinter die Kulissen des Schulalltags blicken lassen.

© Helga Trautsch 2022-01-08

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