Wie hat man uns Frauen unterdrückt!

Ulrike Sammer

von Ulrike Sammer

Story

Noch um 1900 begründete der akademische Senat die Ausschließlichkeit der Männer an Österreichs Universitäten so: „Solange die Gesellschaft, was ein günstiges Schicksal verhüten möge, die Frauen nicht als Priester, Advokaten, Lehrer, Ärzte, Feldherren und Krieger aufzunehmen das Bedürfnis hat, … liegt auch keine Nötigung vor, den Frauen an der Universität ein Terrain einzuräumen, welches in den weiteren Folgen unmöglich zu begrenzen wäre.“ Die pauschale Meinung, dass sämtliche Männer gleich gut begabt für alle möglichen Funktionen seien (aber jedenfalls bestimmt besser als Frauen), ist auch an der damaligen Praxis abzulesen, dass man Mädchen kein gültiges Maturazeugnis aushändigte, sondern lediglich vermerkte, „dass die Examinandin denjenigen Anforderungen genügt habe, welche bei der Maturitätsprüfung an die männliche Jugend gestellt wurde“. Dass ein Mädchen vielleicht sogar intelligenter als der eine oder andere männliche Kollege sein könnte, kam niemanden in den Sinn.

Trotz emsiger Arbeit der Emanzipationsbewegung klebten die Vorurteile ungemein fest. Der sonst so aufgeschlossene Wilhelm Reich sagte noch 1971: „Die Grundlage der kleinbürgerlichen Familie ist die Beziehung des patriarchalischen Vaters zu Frau und Kindern. Er ist sozusagen der Exponent und Vertreter der staatlichen Autorität in der Familie.“ Man war sich sicher, dass jede Familie ein Oberhaupt braucht und dieses muss männlich sein. Die Frau hatte gelernt, dass die eheliche Beziehung Sicherheit und Geborgenheit bringt. So war das von der Natur und von Gott vorgegeben. Es war zwecklos, diese Ordnung anzuzweifeln, auch wenn sich Ehemänner keineswegs verantwortungsvoll verhielten. Der Stau der Unzufriedenheit wurde entsprechend immer stärker.

Die „Suffragetten“ entwickelten sich in Großbritannien aus Gegnerinnen der Zwangsuntersuchungen von Prostituierten zur Verhütung von Geschlechtskrankheiten. Der Erfolg der Kampagne radikalisierte die Befürworterinnen eines Frauenwahlrechts, die sich organisierten und neue Methoden des politischen Protests entwickelten.

Ein weiterer Tabubruch der Suffragetten war das demonstrative Rauchen in der Öffentlichkeit, das damals als ausschließlich männliches Vorrecht galt und, von Frauen ausgeübt, als Anmaßung empfunden wurde.

Der 1. Weltkrieg führte zu einer vorübergehenden Unterbrechung der Wahlrechtskampagne in Großbritannien. Nach seinem Ende erhielten Frauen ab 30 Jahren, die im Besitz von Grundeigentum waren, das Wahlrecht.

Durch den kriegsbedingten Arbeitskräftemangel kam es zu einer stärkeren Verankerung der Frauen in vielen Bereichen. Und die Männer mussten endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Frauen doch nicht so unfähig waren.

© Ulrike Sammer 2023-02-26

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