Wie ich zu mehr Taschengeld kam

Hannes Zeisler

von Hannes Zeisler

Story

Das Taschengeld war immer knapp. Mit 20 Schilling pro Monat fand ich nicht immer das Auslangen, sodass ich stets Versuche unternahm, es durch entsprechende Leistungen aufzubessern. Bei sechs Geschwistern und einem geringen Einkommen meines Vaters konnte ich auch nicht mehr verlangen.

Die härteste Tätigkeit erlebte ich in der Aufgabe als Hilfsarbeiter beim Bau des Lehrerhauses in der Fachschule in Edelhof bei Zwettl. Mangels geeigneter Geräte war vieles damals – im Jahre 1950 – nur Handarbeit. Besonders schwer war es, mit den Scheibtruhen voll Beton über eine Art Hühnersteige das Material zur Baustelle zu bringen. Ein Schulkollege war mit von der Partie. Die beim Bau beschäftigten Handwerker hatten es darauf abgesehen, uns unerfahrene Studenterl aufsitzen zu lassen. So wollten sie uns einmal um eine Stockschmotzen und ein anderesmal um einen Steinhobel in den Hof hinunter schicken. So dumm waren wir aber auch nicht, um auf den Schmäh hereinzufallen! Als wir als Erleichterung einmal im Keller Ziegel abklopften, entdeckte uns der Polier und schimpfte gewaltig!

Da ich im August 1950 erst 15 Jahre alt wurde und die Tätigkeit vorher stattfand, erhielt ich nur 5 Schillin 89 Stundenlohn. Trotzdem war ich froh, mir um den erarbeiteten Lohn etwas kaufen zu können! Mit Jausenpaketen wurden wir von der Schwester meines Freundes versorgt, die in der Küche der Schule beschäftigt war.

Mit dem gleichen Kollegen meldete ich mich zum Holzschlichten beim Stift zwettl an. Pro Meter erhielten wir 1 Schilling. Am ersten Tag legten wir 70 (!) Meter. Das waren also 35 Schilling für jeden! Allerdings waren wir so geschafft, dass wir am nächsten Tag nur mehr 42 Meter schlichten konnten und unsere Arbeit dann beendeten.

In der Landwirtschaft einigermaßen erprobt, half ich in den Ferien immer bei Bauern beim Dreschen aus. Da es damals noch keine Mähdrescher gab, wurden Dreschmaschinen verwendet, die über Riemenscheiben angetrieben wurden. Eine ziemlich staubintensive Angelegenheit, die nur mit entsprechender Feuchtigkeit in Form von Alkohol bekämpft werden konnte. Ich begnügte mich allerdings mit alkoholfreien Getränken!

Eine willkommene Einnahmequelle war auch das Pilzesuchen. Die Schwammerl konnten wir dem heimischen Gemüsehändler verkaufen. Einmal fand ich an einem Tag 9 kg Herrenpilze und erhielt 13 Schilling 50 dafür. Nicht gerade eine fürstliche Entlohnung, aber wieder eine Aufbesserung meines Taschengeldes. Eine gefährliche Aktion ist mir noch in Erinnerung, als ich mit meinen Eltern auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig nach Pilzen suchte und wir damit rechnen mussten, von den russischen Besatzungssoldaten entdeckt zu werden! Das Abenteuer endete glimpflich und wir kehrten mit einem Rucksack voll Pilzen heim!

In der Lehrerbildungsanstalt erhöhte ich mein Taschengeld damit, dass ich manchmal für Kollegen die Deutschhausarbeit schrieb. Dafür zahlte ich einen Schilling, wenn sie mir die Schuhe putzten!

© Hannes Zeisler 2021-10-09