von Klaus Schedler
Vor wenigen Wochen sah ich den hervorragend besetzen Film „Battle of Britain“ aus dem Jahr 1969. Mir erschien fast alles durchaus realistisch: Weniger die Gräuel des Krieges, sondern die ständige Todesgefahr und die Angst der erstaunlich jungen Piloten waren spürbar. Überspielt wurde beides durch eine äußerlich demonstrierte Gelassenheit, Sarkasmus, seichte Vergnügungen und übermäßigen Alkoholgenuss. Trotz der letztlich erfolgreichen Abwehr des deutschen Invasionsversuchs gab’s kein „Happy End“, sondern – zumindest in meiner Wahrnehmung – im Ergebnis nur Zerstörung und Tod. Auch bei in den Überlebenden.
Wechsel des Schauplatzes: Während des Pazifik-Krieges war angeblich in der US-Navy der Mythos verbreitet, man verfüge über eine chemische Haiabwehr. Dieses „Shark Deterrent Device“ werde zum Schutz im Wasser schwimmender Schiffbrüchiger eingesetzt. Zwar experimentierte die US-Navy ab 1942 tatsächlich mit einer aus zersetztem Haigewebe entwickelten Substanz, die sich jedoch für die Haiabwehr als praktisch wirkungslos erwies. Der Glaube an dieses Mittel jedoch rettete vielen Matrosen das Leben, wenn sie im Vertrauen darauf rechtzeitig ins Meer sprangen, bevor sie mit dem untergehenden Wrack in die Tiefe gesogen worden wären. Wie viele von ihnen allerdings so zu Opfern von Haiattacken wurden, weiß niemand.
Eine freilich grausame Vorstellung. Ähnlich grausam wie im Fall der mit Toxoplasmose infizierten Mäuse, die aufgrund ihrer Erkrankung jede Gefahr ignorieren und sich scheinbar gelassen zur leichten Beute der Katzen werden lassen. Der Vergleich mag unangemessen erscheinen, doch wie krank mag es sein, wenn Soldaten bei militärischen Auseinandersetzungen unter dem Einfluss von Alkohol und Drogen nicht nur das eigene Grauen des Erlebten und die Furcht betäuben, sondern womöglich auch die Hemmschwelle für die eigene Gewaltanwendung herabsetzen. Krank auch die zivile Verblendung durch sich verselbständigende Ideologien oder wahnhaft religiöse Ausrichtungen, wenn sie in verletzenden Äußerungen oder verbaler Aggression bis hin zu Terrorismus ihren traurigen Ausdruck finden.
Der Mensch bezeichnet sich als „Homo sapiens“. „Sapiens“, also wirklich „weise“? Gestern habe ich mich vor dem zu Bett Gehen noch kurz durchs TV-Programm gezappt. Irgendwo gab’s einen trashigen Science-Fiction-Film. Dort sah ich, wie soeben ein außerirdisch intelligentes Wesen die Menschheit mit den Worten charakterisierte: „Die Erdbewohner sind bösartig, aggressiv und überdies nicht besonders intelligent.“ Es dürfte sich um das Highlight dieses Streifens gehandelt haben. Welch glückliche Fügung, dass ich ausgerechnet diesen Filmausschnitt sehen durfte!
© Klaus Schedler 2019-09-07