Wie läuft das Leben so?

Es ist eine dieser Fragen, auf die ich nie sofort eine Antwort parat habe. Lasse ich Ehrlichkeit in meine Antwort fließen oder zwinge ich lieber schnell eine Lüge heraus, um dieses Gespräch zu beenden? Manchmal wirkt es so, als ob mein Gegenüber sehen könnte, wie sich Panik in meinen Augen ausbreitet. Doch die Person schaut mich bloß mit Fragezeichen in den Augen an und fragt sich vermutlich, wieso ich so lange brauche, um endlich mal den Mund aufzumachen. Ich kann nicht sagen, dass ich nicht darüber sprechen möchte. Das wäre unhöflich.

Rückwärts und bergab, aber es läuft. Ein Spruch, den ich auf einer dieser Postkarten gelesen habe, die meine Mutter so gerne überall ins Haus hängt. Den habe ich gekonnt geklaut, um mein Leben zusammenzufassen. Allerdings verspricht der nicht gerade etwas Positives und somit weiß ich, dass ich auch direkt eine Lüge vorbereiten muss für die Frage, die daraufhin im Raum steht.

„Geht es dir gut?“

Zuerst lache ich, um es herunterzuspielen. Dann zucke ich mit den Schultern und schaue woanders hin.

„Mir geht es immer gut.“

Niemand glaubt mir. Aber sie fragen auch nicht weiter und somit habe ich mein Ziel erreicht. Fragen über Fragen, die ich nie beantworten möchte. Denn ich habe nur wenige Menschen in meinem Leben, die auch wirklich eine ehrliche Antwort hören wollen und denen ich auch ehrlich antworten möchte.

„Wie läuft dein Studium?“ Ich rede mir gerne ein, dass ich produktiv bin – zu ehrlich. Super. Willst du etwas davon lesen? – zu selbst überzeugend. Ganz okay – je nachdem in welchem Ton zu negativ.

„Was willst du später mal werden im Leben?“ Gute Frage, die stelle ich mir selber jede Nacht, wenn ich eigentlich schlafen sollte, aber bisher habe ich leider noch keine Antwort gefunden, da ich zu viel Angst habe, für nichts gut genug zu sein – definitiv viel zu ehrlich. Da rede ich doch irgendwie lieber über das Wetter.