Wie man eine Henne vom Brüten abhält

Katharina L

von Katharina L

Story

Eine Anleitung zur Hühnerhaltung für Anfänger

Als ich nach mehreren Jahren auf meinen Heimathof zurückkehrte, war nicht nur der Garten zu Wiese geworden, es war auch still im Stall. Spinnweben hingen von der Decke, in den Ecken sammelte sich Staub. Nun ist es aus mit der Ruhe. Ziegen meckern, Pferde scharren und Hühner gackern.

In der Futterkrippe der Ziegen liegen jeden Tag ein paar Eier. Beim Melken muss man aufpassen, dass einem die legewütigen Hennen nicht auf den Kopf machen, denn Legen und Melken spielt sich ungefähr um die gleiche Zeit ab. Man geht also mit einem Eimer Milch und einer Handvoll Eier ins Haus. Theoretisch zumindest. Meistens brauchen die Hennen länger. Die Eier sammeln wir erst am Abend ein.

Hühner sind sympathisch. Sie wirken ziemlich dumm, aber in ihrer Welt lernen sie sich schnell jeden Vorteil zu verschaffen. Sie finden heraus, wo Katzen und Hund gefüttert werden und holen sich ihren Anteil. Sie nehmen ihr Staubbad neben der Hausmauer, wo es immer trocken ist und wo die Bäuerin auch selber gerne in der Sonne sitzen würde. Sie schlafen hoch oben auf den Bäumen, weil sie dort sicher vor dem Fuchs und der Roten Vogelmilbe sind. Oh, nein! Jetzt ist es heraus: Meine Hühner sind von der gefürchteten, verhassten, schrecklichen, monströsen, den Hühnerbesitzer zur Verzweiflung treibenden MILBE befallen.

Deshalb Tipp Nr.1: Kaufe ein einziges Mal Hühner und dann nie wieder! Wenn du Glück hast, hast du gesunde Hühner gekauft. Wenn du Pech hast, startest du mit der Milbe (oder Schlimmerem).

Meine Hühner und ich haben gelernt, mit der Milbe zu leben (sorry für die Formulierung). Auf den Schlafbäumen können sich die Hühner immer wieder einen neuen Platz suchen und die Milben können sich dort nicht so gut vermehren wie im sauberen, trockenen Stall. Den Stall, den sie nur zum Legen und Brüten benutzen, behandle ich ein- bis zweimal im Jahr mit Kieselgur. Abflammen, Ölbehandlungen – das liegt alles hinter mir.

Nun nehmen wir an, du hast Hühner gekauft, alles läuft super. Sie sind gesund, fressen gerne das Futter, das du ihnen gibst und legen Eier. Plötzlich, von einem Tag auf dem anderen, sitzt eine Henne auf einem Nest, starrt hypnotisiert in die Welt und bewegt sich nicht. Wenn man sie hochhebt, gurrt sie seltsam. Diese Henne brütet. Das heißt, sie sitzt jetzt drei Wochen auf dem Nest bis die Küken schlüpfen. Sie weiß natürlich nicht, dass sie auf dem Keramikei sitzt, das im Nest verbleibt, um die Hühner anzuhalten, immer dort hinein zu legen. Sie wüsste auch nicht, dass ihre eigenen Eier untauglich sind, weil unbefruchtet. (Die Nachbarn mögen keinen Hahnenschrei um drei Uhr morgens.) Du denkst dir, sie wird schon irgendwann aufstehen. Das stimmt. Es dauert aber bis zu fünf Wochen und falls du die Rote Vogelmilbe im Stall hast, wird die Bruthenne in dieser Zeit von der Milbe sang und klanglos ausgesaugt und nie wieder aufstehen.

Und nun? – Fortsetzung folgt!

© Katharina L 2021-11-25

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