Wie meine Zahnarzt-Angst verschwand

Connymuckl

von Connymuckl

Story

„ZAHNARZT“ – ich blättere zur kommenden Woche in meinem Kalender und diese 8 Buchstaben springen mir entgegen. Sofort habe ich den beißenden Geruch in der Nase, höre das surrende Geräusch, das in all meinen Zellen vibriert, spüre den Speichelsauger und schmecke die Füllung. Alles in mir schreit: „Ich will da nicht hin!“ Mein Verstand hält mit einem „Aber du musst!“ dagegen und gewinnt. Außerdem bin ich ja nicht allein und diesmal sollte alles anders kommen:

Von klein auf haben mein Mann und ich unsere Kinder mit zum Zahnarzt genommen mit dem Ergebnis, das unsere beiden Töchter mit 5 und 7 Jahren – wenn auch natürlich nicht begeistert, so doch freiwillig – auf den Zahnarztstuhl klettern, ihren Mund aufsperren und die Untersuchung über sich ergehen lassen. Unser kleiner Mann mit seinen 1,5 Jahren hat mit meinem Mann den „Tiger“ geübt, um der Zahnärztin dann im entscheidenden Moment tatsächlich mit weit aufgerissenem Mund ins Gesicht zu brüllen. Mission erfüllt!

So weit, so gut. Während die Kinder und mein Mann an der Reihe sind, versuche ich meine ständig wachsende Angst zu zähmen. Dann ist es so weit und es gibt kein Entkommen mehr. Ich mache, für die Kinder, gute Miene zum schreck-lichen Spiel und setze mich auf meinen Platz. Mit Speichelsauger und allerhand Geräten im Mund, höre ich die Zahnärztin „Da brauchen wir die Spritze“ murmeln und Panik macht sich in mir breit. Doch irgendwas ist heute anders.

Da sehe ich aus dem Augenwinkel meine mittlere Tochter, die beinahe am Schoß der Zahnäztin sitzt, um den zweitbesten Blick in meinen Mund zu haben, damit ihre kindliche Neugierde auch bestimmt gestillt wird. Die Ärztin setzt die Spritze an und mein fünfjähriger Wirbelwind, der nie still sitzen will ist nur wenige Zentimeter von der Spritze haltenden Hand entfernt. Die Ärztin, augenscheinlich mit einer Engelsgedulg gesegnet, spricht mit einem Lächeln: „Mei lieb, so eine Interessierte! Bleib nur, das stört mich gar nicht!“ Ich will schreien: „Mich aber!!!“ So liege ich also hier, das Gesicht hell erleuchtet, die Spritze in meiner Wange, meine Tochter an der Ärztin klebend, mache ich mir bewusst, dass eine kleine Bewegung nichts Gutes verheißt und: Ich muss lachen! Mich schüttelt es vor lauter Lachen und ich kann es nicht stoppen! Meine sehr gechillte Zahnärztin meint nur lapidar „Das stört mich auch nicht!“ und spritzt weiter. Endlich ist das Schmerzmittel wo es hin soll, meine Tochter verliert das Interesse am Zahnarztberuf – 2 Minuten still sitzen waren genug! – und verlässt den Raum. Und genau da kommt der erlösende Gedanke: „Bitte lass die Behandlung jetzt noch ganz lang dauern, denn hier kann ich jetzt ganz in Ruhe sitzen und darf getrost alle „Mama“- Rufe samt damit einhergehender Fütter-, Bespaßungs-, Hilfs- und Tröstaktionen getrost überhören.“ Was für eine Erholung!

© Connymuckl 2020-02-06

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