Wie viel Schmerz kannst du ertragen?

Wie viel Schmerz können wir ertragen, bis wir keinen Sinn mehr haben? Wie weit kannst du gehen, ohne dich selbst zu verstehen? Wie lang kannst du unter dieser Maske leben, ohne dass wir durch sie sehen?

Ein Schicksalsschlag und du fliegst erstmal aus der Bahn. Aber was passiert, wenn noch einer folgt und darauf noch einer? Wie oft kannst du aufstehen, wenn du fällst? Oder ist Fliegen nur ein Fallen von Flügelschlag zu Flügelschlag? Ich habe ja schon beschrieben, dass Ups und Down zum Leben dazugehören und dazu stehe ich auch. Denn ohne schlechte Momente wären die schönen ja gar nicht mehr so besonders. Aber gibt es nicht für alles eine Grenze? Kann man wirklich unendlich viel Schmerz aushalten oder ist irgendwann ein Punkt erreicht, an dem man aufgeben muss? An dem man aufgeben muss, nicht weil man das will, aber weil man einfach nicht mehr kann? Oder wäre das nur feige? Das ist natürlich eine individuelle Frage und kommt auf die Wahrnehmung der einzelnen Menschen an, da jeder Mensch Situationen anders einschätzt. Für den einen Fußballer ist ein Kreuzbandriss ein Welt-untergang und für den Videospieler nur eine Ausrede, noch mehr Zeit vor dem Computer zu verbringen. Die eine Enkelin kann mit dem Tod ihres Opas vielleicht besser umgehen, während die andere Enkelin zwei Monate das Haus nicht verlassen kann. Jeder von uns leidet anders und jeder von uns heilt anders. Doch was tun wir, wenn wir nicht mehr weiter wissen? Was tun wir, wenn wir nicht wissen, wie wir den nächsten Tag überstehen sollen, wie wir lächeln sollen und wie wir weiterleben sollen? Denn während unsere kleine Welt zerbricht, dreht sich die große ganze Welt weiter. In jeder Sekunde, in der wir leiden, geht das Leben einfach weiter. Wir müssen trotzdem in die Schule gehen, in die Arbeit oder die Universität besuchen. Wir haben keine Wahl. Vielleicht können wir uns ein paar Tage freischaufeln, aber im Endeffekt geht alles weiter. Egal was du erlebst, was du durchmachst – die Welt wird nicht anhalten. Und egal wie unfair das zunächst scheinen mag, vielleicht ist es genau das Richtige und das Einzige, was uns heilen lässt. Zu wissen, dass alles weitergeht und egal wie schlimm etwas ist, nichts stehenbleiben kann und somit auch kein Zustand für immer sein kann, ist womöglich der größte Trost, den wir bekommen können. Mit jedem Tag, an dem wir versuchen, zu heilen, mit jedem Tag, an dem wir versuchen, einen weiteren Schritt vorwärtszugehen, kommen wir dem Ziel näher. Mit jedem Tag, den wir erleben, kommen wir einen Schritt weiter weg von dem Tag des Schicksalsschlags. Mit jedem Tag können wir unser Leben wieder mit mehr Dingen fühlen, die uns ein gutes Gefühl geben, die uns glücklich machen oder die uns zumindest ein Gefühl von Sicherheit geben. Mit jedem Tag, vergessen wir zwar den Schmerz nicht, aber wir gewöhnen uns an ihn. Er erschlägt uns nicht sofort, nachdem wir aufgewacht sind, sondern er liegt nur wie ein Schleier über uns. Und dieser Schleier wird immer leichter und selbst wenn er nie ganz weggeht, ist er zumindest nicht mehr so vereinnahmend wie am ersten Tag. Egal was dir passiert ist, es wird besser. Egal wie wenig Motivation du hast, weiterzumachen, es wird besser. Egal wie traurig du bist, es wird besser. Und bis es das wird, sei bitte lieb zu dir selbst. Du hast erst verloren, wenn du dich aufgibst. Ansonsten gewinnst du. Immer.