Wie wäre es gewesen, wenn….

Im Leben eines jeden von uns gibt es diese Augenblicke, in denen man an einer Weggabelung steht. Dass sich der Weg völlig anders entwickeln kann, je nachdem welche Richtung man einschlägt, merkt man oft erst viel später. Gott sei Dank, weil so Raum für Intuition bleibt. Oder für das Schicksal. Oft sind es die ganz kleinen, scheinbar unwesentlichen Entscheidungen, die Wellen nach sich ziehen, ähnlich einem Stein, der ins Meer fällt.

Entscheidungen brauchen viel, vor allem aber Mut, Entschlossenheit und etwas Egoismus. Ich denke da an eine ganz bestimmte. Irgendwo in mir gibt es noch die Frage, wie es gewesen wäre, wenn ich mich damals anders entschieden hätte.

Es war eine Sommerliebelei, Sommerliebe wäre wahrscheinlich ein zu großes Wort. Dennoch hat sie mich lange begleitet, in gewisser Weise tut sie das noch immer. Sie hat mein Leben ein Stück heller gemacht. Ich habe ihm gesagt, ich würde kommen, um ihn und sein Leben kennenzulernen. Er hat auf mich gewartet.

Ich habe es mir nicht zugetraut. Ich war nicht stark genug, mich meinen Eltern zu widersetzen. Nein, mit dieser Ausrede mache ich es mir auch jetzt noch zu leicht. Ich habe es gar nicht wirklich versucht. So weit bin ich gar nicht gekommen. Die vielen Stimmen in meinem Kopf waren zu stark, sie haben ganze Arbeit geleistet. Zu meiner Verteidigung: sie hatten auch genug Zeit und Raum zum Einnisten.

Wahrscheinlich wäre ich bald wieder nach Hause gekommen, mit vielen Erfahrungen im Gepäck. Die Träume eines Sommers am Meer hätten sich blitzschnell in Schäume verwandeln können. Oder auch nicht.

Vielleicht wäre ich nach meiner Rückkehr nicht anders gewesen, nicht mehr oder weniger glücklich, nicht mehr oder weniger unsicher, nicht mehr oder weniger ich selbst. Vielleicht aber doch.

Tag für Tag reihen sich unsere Entscheidungen aneinander wie Perlen auf der Kette unserer persönlichen Geschichte. Es ist vollkommen egal, ob eine Entscheidung richtig oder falsch war oder eher richtig oder eher falsch. Hätten wir sie nicht so getroffen, wie wir es getan haben, wäre es nicht unser Leben.