Wiedergefundene Freundschaft

20.04.21 Ich rollte abwesend den Bleistift von der einen Seite meines Schreibtisches zu der anderen. Mein Blick fixierte den Eingang den ich gerade noch, so von meinem Schreibtisch aus sehen konnte. Durchgehend starte die Sekretärin mich an. Um Punkt sieben Uhr kam Daniel um die Ecke. Er diskutierte angeregt mit seinem Telefon und augenblicklich wandte die Sekretärin ihren Blick ab und setzte einen strahlenden Blick auf. Was eine Schlampe. Ich schüttelte den Kopf. Daniel nickte höflich und lief dann weiter. Eine gewisse Zufriedenheit kam in mir hoch. Immer war sie so giftig zu mir, doch das brachte ihr gar nichts. Denn er beachtete sie kein bisschen. Mich stattdessen führte er zum Essen aus. Verbrachte Zeit mit mir. Interessierte sich für mich. Das Essen gestern war wirklich schön gewesen. Wir hatten uns gut unterhalten. Auch über Romeros und meine Scheinbeziehung. Daniel hatte davon erzählt wie schwer es ihm gefallen war als wir zusammen gekommen waren. Und das er nicht mit ansehen konnte wie Romero seine Bedürfnisse über meine eigenen Stellte, wann immer er etwas wollte. Das war mir nie aufgefallen. Doch er hatte recht in diesem Punkt. Hätte Romero mir die Wahl gegeben das wir nach Amerika ziehen, hätte ich darüber nachgedacht und mich nicht direkt scheiden lassen. Auch wenn das definitiv nicht die Dauerlösung gewesen wäre. „Kathleen?“ Ich blinzelte ein bisschen, um meine Desorientierundg aufzulösen. Daniel war in mein Zimmer gekommen. „Daniel, was ist denn los?“ „Ich wollte mich nur für den gestrigen Abend bedanken. Ich habe gemerkt wie sehr ich deine Anwesenheit vermisst habe. Ich hoffe, wir können unsere Beziehung wieder herstellen. So wie sie vielleicht gewesen wäre, wenn Romero dich nicht hätte heiraten wollen.“ „Das hoffe ich auch.“ Er grinste: „Sehr gut dann viel Spaß beim Arbeiten. Und mach nicht wieder zu lange. Ich will dich jetzt nicht jeden Abend in diesem Büro finden müssen.“ Er verließ das Zimmer wieder und ich atmete aus. Das alles war merkwürdig. So nahe hatten Daniel und ich uns nie gestanden, also Freundschaft und alles klar und Nähe war auch da. Aber ich habe nie wirklich die Nähe zu zweit mit ihm gesucht. Ich habe genossen das sie da war aber sie nicht herbei gesehnt. Und jetzt? Jetzt freute ich mich nun schon darauf, wieder Zeit mit ihm zu verbringen. Das war komisch. Und dabei war die Scheidung mit Romero noch nicht einmal vom Tisch. Wollte ich mich wirklich gleich in eine neue Beziehung werfen? War ein bisschen Ruhe nicht vielleicht besser? Auch im Interesse meiner Eltern? Aber anderer seits habe ich so lange Ruhe gehabt. Ich habe mich so lange für andere verstell. Verdiente ich es nicht endlich das zu tun, was ich für mich wollte?