Wiedersehen

Du hast deine Streichhölzer vergessen. Die sind doch von dir, oder? Erst jetzt fällt mir auf, wie einmalig du sie verpackt hast. Ja, die müssen von dir sein. Du hast die Schachtel gestaltet, stimmt’s? Sie gleicht einem winzigen Buch. Das passt, weil du doch so gern liest und schreibst. Wie hast du die Buchdeckel gemacht? Sie sehen aus, als hättest du auf kleine Pappdeckel zerbrochene Eierschalen geklebt. Ein Buchtitel fehlt. Was für eine schöne Idee. Wie viel Zeit du dafür wohl benötigt hast? Welche Muße in unserer hektischen Zeit, in der doch kaum noch jemand diese kleinen Holzfackeln nutzt. Ja, du hast einen beneidenswerten Hang zum Schönen. Wie blöd, dass mir dieses wunderbare Utensil erst jetzt aufgefallen ist. Typisch, das soll mir eine Lehre sein, einen offeneren Blick für die kleinen Dinge zu haben, die so erfreuen können. Soll ich dir was verraten? Ich habe die Schachtel in die Hand genommen und geschüttelt. Ganz dicht am rechten Ohr. Dann am linken. Was für ein zartes Knistern und Rascheln. Ich habe es als Rassel benutzt, musste plötzlich ausgelassen dazu singen. Als ich es dann wieder ganz vorsichtig an ein Ohr führte, um das kleine Musikstück crescendierend zu einem Abschluss zu bringen, nahm ich ihn auf einmal wahr: Den Geruch deines Parfums, gemischt mit dem Schwefel der Zündhölzer. Ich hielt das Kistchen unter meine Nase. Hmmmm. Und jetzt standest du vor mir. In tiefen Zügen nahm ich den Geruch auf und befeuerte damit meine Vorstellungskraft. Ja, jedes Detail von dir tauchte auf, ich war in einer Art Trance. Zart strich ich über das Kleinod. Und dann sah ich es:

„für j. von i.“

Klitzeklein und hauchdünn – quasi als Titel auf dem so schön gestalteten Einband.

Mein Herz begann zu rasen. Danke, danke, danke. Warum bin ich nicht eher drauf gekommen, dass dies ein Geschenk für mich sein sollte, zumal du im Gegensatz zu mir doch gar nicht rauchst. Du hast mich an meinem Geburtstag besucht hast, ohne dass wir drüber sprachen. Du wusstest es also.

Wir müssen uns wiedersehen!