von freudentanz
Ich war auf der Suche nach einer Überraschung für meine 17-Jährige schwerst pubertäre Nichte. Geburtstagsballons sollens werden. Aber nicht irgendwelche. Also machte ich mich an einem heißen Wiener Sommertag komplett fertig und durchgeschwitzt nach meiner Arbeit auf den Weg in den Ersten Bezirk, um “besondere” Ballons zu kaufen, um mich damit in den Wiener Linien vor der Menschheit zu blamieren. Egal, ich bin 32, ich halte die Blicke aus.
Muss e nur fünf Mal umsteigen bei 37 Grad Celsius, um in Hintergugging anzukommen.
Ich betrat das leere Geschäft, ging geradewegs durch. Ballons in allen Varianten, dass das Herz begehrt. Als nach ein paar Minuten immer noch keine Menschenseele in Sicht war, sagte ich laut: “Grüß Gott!”
Keine Regung oder Antwort.
Ich erneut: “Äh, hallo?”
Dann ein Krachen. Eine Frauenstimme: “JO, i kum scho!“
Ich: “Kein Stress!”
Sie: “I stress mi e ned, i hol ma jetz an Kaffee und dann könn ma redn´”!
Die typische Wiener Seele kam von einer Maisonette-Treppe in einem weißen durchsichtigen Kleid hinunter. Barfuß. Das weiße Höschen unter dem Hauch von Nichts blitzte hervor.
“So, bitte, haben Sie sich etwas ausgesucht?”
Ich völlig baff: “Naja, ich such einen Ballon zum Geburtstag, für ein 17-Jähriges Mädl”.
Sie: “Olles is bei mir besonders”.
Sie ging theatralisch zu einem rosa Riesenballon mit Girlanden und meinte: Na, des warads, des mögen die jungen Damen“.
Ich stimmte zu und wollte bezahlen. Da bemerkte ich, dass ich meine Geldbörse in meiner anderen Tasche gelassen hatte. Mist. Komplett verschwitzt, im wahrsten Sinne des Wortes. “Ich habe leider meine Geldbörse vergessen, oh nein!“
Die braun gebrannte Wienerin im durchsichtigen Strandkleid: „Jo, junge Dame, ohne der Marie ka Musi und schließen tu´ ma a glei´, es is zhas´“.
Ich, innerlich am Durchdrehen, denn das war ein wichtiger Teil meines Geschenks. Geldbörse holen geht sich nie aus.
Plötzlich betritt ein noch jüngeres Ding das Geschäft. “Jö schatzile, na kum her, loss di abbussln“. Die Dame in Weiß busselt sich mit Kundin ab, die ihr sichtlich bekannt ist, da sie sich jetzt auch hinter den Tresen stellt.
Verkäuferin in Weiß wieder: „Des is mei Schatzi, die hier arbeitet, gö Mausi, na die hat jez´ a schlimme Lof´ Story hinter sich, stölln sie sich des vor, komplett oserviert´.
Das Mädchen, sichtlich peinlich berührt.
Ich erfuhr alles über die Love Story, zeigte aufrichtig Mitleid und gab Tipps was man nun tun könnte/sollte. Erzählte, dass meine Nichte so enttäuscht sein wird, erstens die Scheidung ihrer Eltern und jetzt a versaute Party noch.
Die Dame in Weiß: “Wos, des a no! Na´ da schauens her, des moch ma so. Se nehmen den Ballon, sagen ihr von der Gitti ois Liabe und zoin jezan amoi nix´. Sie blies den Ballon auf, erzählte mir weiter von ihren drei gescheiterten Ehen, und dem Dilemma im ersten Bezirk zu leben ”Vü z´has im Summer“.
Sie wieder: “So, bitte schön junge Dame, und des nächste moi kummans mit an Göld oder so auf an Kaffee. Baba.“
Geburtstag gerettet.
© freudentanz 2023-01-12