Wien❤liebe – Teil 1

Margit Harasym

von Margit Harasym

Story

Ich liebe mein Wien sehr. Ich frag mich, ob es allen WienerInnen genauso geht?! Ich vermisse meine Stadt schon nach kurzer Zeit, obwohl ich öfter flüchte. Was ist denn grade hier so besonders – für mich?! Die Lieblingsplatzerl, die Heurigen, die verwinkelte Innenstadt mit den gemütlichen Beisln? Alles wahrscheinlich ..

Die WienerInnen genießen ja in Österreich nicht unbedingt den besten Ruf. Der Dialekt klingt für viele (wir können aber auch hochdeutsch!) fast schon ordinär, die langgezogenen Vokale sind für die Ohren vieler nicht schön anzuhören. Und doch liebe ich gerade diese Sprache sehr. Es gibt allein für das Wort “ein bisschen” Dutzende Ausdrücke: a wengerl, a bissl, a Euzerl … Ich könnte mich über die “Alltagspoeten” zerkugeln, die dem typischen Wiener “auf´s Maul schauen” oder den FahrerInnen der Wiener Linien, die oft recht originelle Durchsagen – am schönsten im Wiener Dialekt – machen.

Ich bin in einer Familie groß geworden, die der Arbeiterschicht angehörte. Eltern, Tanten, Onkel und FreundInnen derselben – allesamt Originale. Maler, Schlosser, Hausfrauen, Pflasterer. In der Sprache, aber auch vom Denken sehr ähnlich. Nicht unbedingt Philantropen, immer grantelnd, melancholisch, dem Alkohol nicht abgeneigt und dazwischen trotzdem lustig und den schönen Dingen des Lebens zugetan. Gutmütig, aber auch aufbrausend, wenn von der “Obrigkeit” wieder etwas verordnet wurde, das einem nicht passte.

Ich habe viele Samstage in der Wohnküche meines Onkel Edi und der Tante Poldi verbracht, neben meiner Cousine das einzige Kind vor Ort. Der Kassettenrekorder hat Maly Nagl und Hans Moser gedudelt, alle hatten bei “Mei Oide sauft grod sovü wia i” die größte Hetz oder bei “Mei Muatterl woar a Weanerin” Tränen in den geröteten Augen. Die kamen nicht nur von der Luft, die zum Schneiden war von den vielen Zigaretten, die geraucht wurden (Passivrauchen gab´s damals noch nicht), sondern auch von der unüberschaubaren Menge an weißen G´spritzten und selbst angesetztem Weichselschnaps.

An kulinarische Schmankerl wie “bachene Mäus” von obengenannter Tante Poldi, den besten Erdäpfelsalat von der Tante Mizzi und den Schweinsbraten von der Urli kommt heut noch keiner heran.

Nebenbei sind ziemlich derbe Witze und Anekdoten erzählt worden. Heutzutage freue ich mich über meinen damals erlangten Wortschatz, und dass ich zu Straßenkehrern und Müllfahrern denselben Draht habe wie zu Ärzten und Lehrern. Wenn sie leiwand san, natürlich nur!

Nur die Tante Lisi war immer pikiert, die war auch ein bisserl adelig ..

Die größte Freude kann man mir machen, wenn “a große Partie” an FreundInnen mit mir zum Heurigen geht und Schrammelmusiker mit Quetschn und Kontergitarre spielen Wienerlieder. Da sing ich mit, da bin ich in meinem Element, da kenne ich alle Texte. Meine Kinder schauen mich immer entgeistert an. Ich will gar nicht wissen, was sie sich denken.

Es muss unbedingt ein Teil 2 her – es gibt noch soviel, von dem ich schwärmen mag ..

© Margit Harasym 2021-11-29

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