von CaroWoodstock
So sah meine Vorstellung zu Beginn der Reise aus: wilde Raubtiere, die ihre Beute aus einem Versteck heraus blitzschnell angreifen. Mit ihren scharfen Zähnen und noch schärferen Krallen eine Antilope brutal erledigen, um sie dann zu verspeisen. Dies hautnah zu erleben, und die Nerven dabei kitzeln zu spüren. Wild und pur.
Der erste Tag unserer Safari durch den Krüger Nationalpark versprach auch sehr aufregend zu werden. Und die zahlreichen Elefantenherden und einsamen, aber nicht zu unterschätzenden Elefantenbullen waren auch mehr als beeindruckend. Doch die wilden Kätzchen ließen sich bitten, und waren den ganzen Tag über nicht auffindbar. Das wäre auch zu schön gewesen, die Big 5 gleich am ersten Tag hautnah zu erleben. Es blieben ja erfreulicherweise noch einige Tage, da würden wir mit den hübschen Miezen schon auch noch Glück haben.
Tag 2 und 3 verlief ähnlich enttäuschend, zumindest was die Löwen und Geparden betraf. Alles andere war einfach nur großartig: die Landschaft, die riesen Herden von Zebras, welche sich unter kleineren Gruppen von Giraffen mischten, der Mix aus Vögeln und anderen Räubern, sei es am Boden oder auf den Bäumen oder in der Luft – wir hatten immer genug zu staunen! Nur eben keine Katzen!
Für den letzten Tag unserer Safari mieteten wir uns auf Empfehlung in ein Private Game Reserve am Rande des Krüger Parks ein. Diese privaten Parks “bestücken“ ihre mehrere Hektar großen umzäunten Anlagen mit den verschiedensten Wildtieren, und bieten auf ihren Safaris dadurch eine größere Chance auf Raubtiersichtungen. Vor allem kennen die Ranger die Verstecke ihrer “Haustiere”, und tun sich wesentlich leichter beim Aufstöbern dieser.
Nun ja, auch wenn dies meiner Meinung nach ein bisserl gemogelt ist mit der Sichtung der Big 5 in ihrer wilden Umgebung, so war die Lodge und das Anwesen einfach wahnsinnig schön, toll gepflegt, und rein dadurch schon ein Erlebnis für sich! Als eine Draufgabe der besonderen Art hatte diese Lodge aber noch eine Attraktion: 3 junge Geparden, dessen Mutter ebenfalls als Jungtier aufgrund einer Verletzung bereits per Hand aufgezogen wurde, die tatsächlich quasi als richtige Haustiere auf der Lodge lebten!
Der erste Kontakt mit Savannah war daher wirklich besonders. Trotz ihres jungen Alters war sie bereits ausgewachsen und lag weit ausgestreckt vorm Haupteingang der im Schatten. Ich wagte mich nicht, mich ihr alleine zu nähern. Sie bleibt ja dennoch eine wilde Raubkatze, und eine verdammt große noch dazu! Ich mußte einige Zeit so dagestanden haben, als hinter mir der Lodgebesitzer auftauchte. Er ermunterte mich, sie doch zu streicheln, und dass ich es schon merken würde, wenn sie nimmer wollte. Als ich mich dennoch nicht rührte, ging er auf sie zu, wuschelte vertraut ihren Kopf, kraulte sie hinterm Ohr und am Hals, und da geschah es: ein Gröhlen kam tief aus ihrer Brust, begleitet von einer enormen Vibration, die ich bis tief in meinen Bauch hinein spürte. Das Kätzchen schnurrte!
© CaroWoodstock 2022-09-10