von Micaela Hemesath
Raus aus der trüben Nebelsuppe in Frankfurt! Uns schwebte ein kleines, verträumtes Dorf in den Alpen vor. Wir sehnten uns nach ein bisschen Heimat. Wir, mein Anarchist aus Südtirol und ich, die Münchnerin.
Es gab kein “booking.com”, kein Google, nur unsere Ortskenntnisse und Landkarten. Es war Anfang der 70er. Alleine das kommt mir heute schon vor, wie frisch aus dem Mittelalter. Also traten wir unsere abenteuerliche, mittelalterliche Reise in den Süden an. Ganz g`schmackig war das Cabriolet, das mein Mann sich eingebildet hatte. Ein Franzose. Ausgesprochen warm und gemütlich wurde es in dem Auto nie. Dafür war es -dauerlaut und zugig, durch das “Fetzendacherl”.
Ganz nach Wunsch fing es zu Schneien an, hätte ruhig später sein können, denn so mussten wir doppelt vorsichtig auf den Straßen, in die Berge fahren. Wo es war, weiß ich heute nicht mehr. Nur, dass es heimatlich, gemütlich aussah und wir unsere durchfrorenen Glieder erst einmal aufwärmen konnten, in heimischen Daunendecken.
Als der Hunger kam, gingen wir in das wunderschön dekorierte Restaurant und schlemmten, alles das, was uns unser Exil in Hessen nicht bieten konnte. Satt und auf Silvester wartend, machten wir noch einen Spaziergang durch den wunderschönen Wald, der direkt vor dem Haus war. Riesige Tannen, schneebedeckt, Mondschein, fast schon zu schön um wahr zu sein. Unter den Füßen der knirschende Schnee, weit und breit niemand.
Zu der Zeit trug man noch Pelzmäntel, heute unvorstellbar. Damals jedoch ein wunderbar wärmendes Accessoire. Mit Herzklopfen von mir durch den Zoll in Frankfurt geschmuggelt. Zweimal bin ich mit rotem Kopf durch grün – (nichts zu verzollen)! Für meinen Mann hatte ich einen langhaarigen, wunderschönen Wolfsmantel besorgt und für mich einen Luchsmantel. Beide aus Montreal. Gedanken über Tierschutz machte man sich damals noch nicht, ich glaube auch, dass es wilde Tiere waren und keine gezüchteten.
Spontan packte mich mein Wolf und kugelte mit mir durch den Schnee den Hügel runter. Einmal war der Luchs oben, einmal der Wolf. Eine rasante Kugelei, wild und laut und lachend. Schneebedeckt, mit roten Wangerl landeten wir unten, keiner wusste wo. Dann kam die schlaue Meldung vom “Magnum”:“ Wenn uns ein Jäger gesehen hätte, der wäre glücklich gewesen über zwei so tolle Felltiere aus seinem Wald!“
Jetzt konnten wir vor lauter Lachen uns nur mehr erschöpft in den Schnee fallen lassen und uns freuen, nicht “erlegt” worden zu sein.
HALLALI UND PROST NEUJAHR!
Foto: Philipp Pilz, unsplash
© Micaela Hemesath 2021-12-31