Wilkommen im Katzenhimmel

Hannah Kunstätter

von Hannah Kunstätter

Story

Freitag, der einzige Tag der Woche, wo ich mich freue, aufzustehen und den mühsamen Schulweg auf mich zu nehmen, obwohl der gar nicht so lang ist. Am Morgen aufzustehen, ist schon mühsam genug, aber dann auch noch Sport zu treiben, das geht zu weit. Freitag ist das aber anders. Ich freue mich aufs Wochenende, zwei Tage ohne Stress und Schule. In meinem Alter ist ein chilliger Tag etwas Besonderes, denn ich mit meinen dreizehn Jahren freue mich, wenn ich meine Schultasche mal einfach in die Ecke schmeißen kann und nicht mehr an die Schule denken muss. Also zog ich mir etwas Schickes an und machte mich auf den Weg, sowie jeden Tag, nur mit viel mehr Freude und Energie. Es ist wundervoll, darauf zu achten, wie sich alles von Jahreszeit zu Jahreszeit verändert. Die vielen bunten Blätter waren vor ein paar Wochen noch grün, und bald wird es sie gar nicht mehr geben, und die Bäume werden nackt herumstehen. Ich war gerade noch tief in Gedanken versunken, als ich realisierte das ich schon einen großen Teil des Weges hinter mir hatte. Ich ging neben der Straße her. Sah eine Katze. Klein, weiß, braun und schwarz gefleckt. Ein Auto. Die Katze rannte los. Über die Straße. Das Leben zog in Zeitlupe an mir vorbei. Die Realität erschien wie ein mieser Albtraum. Ich hörte meinen eigenen Herzschlag, spürte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief. Die Katze rannte immer noch. Das Auto kam. Ich kniff die Augen zu, nein, es konnte nicht gut ausgehen. Ich bekam Gänsehaut. Ein weiterer Schauer lief mir über den Körper, mir wurde ganz kalt, obwohl ich mich in meine wärmste Jacke gekuschelt hatte. Dann hörte ich Geräusche. Das klägliche Miauen der kleinen Mieze. Bum. Bum.Das Miauen verstummte. Das Auto fuhr weiter. Ich wollte weiterhin die Augen zukneifen, doch mir war klar, dass ich sie öffnen musste. Und als ich das tat, bereute ich es. Vor mir lag das kleine Tier, das wohl nie wieder einen Laut von sich geben würde. Das Auto hatte die Katze mit zwei Reifen überrollt. Sie lag vor mir, mitten auf der Straße. Ich fühlte mich hilflos. Aber nicht nur die Katze tut mir leid. Auch die Besitzer, die nach ihrem Haustier suchen, das von ihnen so sehr geliebt worden ist, es jedoch nie wieder finden würden. Somit war der Tag für mich ruiniert. Ich musste immer wieder über den Tod nachdenken, darüber was geschah. Was mit uns irgendwann passieren wird. Und wie es der Katze, im Katzenhimmel wohl ginge.

© Hannah Kunstätter 2021-10-17

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